Als wir Sogialdemokraten in der Regierung saßen,
waren wir nur von dem Gedanken beseelt, wie wir den Staat
aus seiner Misere heraushelfen und aufbauen. Keinem von
uns ist es eingefallen, einen Parteigenossen irgendwo unter—
zubringen. Wenn aber die Praktiken der gegenwärtigen Re—
gierung weiter geübt werden, mögen die Herren zur Kenntnis
nehmen, daß, wenn sich das Zeitenrad einmal dreht, auch
wir von diesem Rechte Gebrauch machen werden. (Lebhafter
Beifall.) Die von den Christlichsozialen einge—
schmuggelten Kreaturen mögen sich nicht
allzu sicher fühlen. Es wird in dem Entwurf weiters
die Einsetzung einer Kommission verlangt, die unter anderem
aus drei Vertretern des Nationalrates — von je einem von
einer Partei — bestehen und darüber entscheiden soll, welche
Beamten in der Versicherung zu verbleiben haben und welche
abzubauen sind. Wenn sich die Kommission innerhalb dreier
Monate nicht einigt, entscheidet das Ministerium für soziale
Verwaltung selbständig. Dadurch würde in die sogiale Ver—
waltung das System der Politik hineingetragen werden, da
jede Partei trachten würde, ihre Leute in der Versicherung zu
behalten. Weiters sollen die Beamten nur provisorisch für die
nächsten zwei Jahre angestellt werden, wenn sie auch schon
zwangzig Jahre dienen, und erst nach zwei Jahren wird aus—
gesucht, welche Leute definitiv angestellt werden sollen. Das
sind nur einige Auslesen aus dem Gesetz. Nach diesem Gesetz
zu schließen muß man die ärgsten Befürchtungen haben, daß
die Regierung imstande sein könnte, das seit Jahrzehnten müh—
selig ausgebaute System vollständig zugrunde zu richten und ein
anderes unbrauchbares, den christlichsozialen Parteiverhältnissen
entsprechendes System an seine Stelle zu setzen. Es wird die
Aufgabe der Partei sein, mit Argusaugen darüber zu wachen,
daß uns von dem Errungenen nichts genommen wird. Eine
Klasse, die nicht imstande ist, sich das zu erhalten, was sie
errungen hat, ist nicht wert, es errungen zu haben. (Lebhafter
Beifall.)