AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN IN WIEN
Durch das Bundesgesetz vom I4. Oktober 1921 wurde
ihr neuer Name als „Akademie der Wissenschaften
in Wien“ festgelegt, ihre Rechtskontinuität mit der
alten kaiserlichen Akademie ausgesprochen und die
Aufgabe und rechtliche Stellung der Akademie folgen-
dermaßen umschrieben: „Ihre Aufgabe ist es, die
Wissenschaft in jeder Hinsicht zu fördern; sie hat
bei Erfüllung ihrer Aufgabe den Anspruch auf
Schutz und Förderung des Bundes.“ In Ausführung
dieses Gesetzes wurden auch neue Satzungen von
der Akademie ausgearbeitet, die am 14. Februar 1922
die Bestätigung des Bundespräsidenten erhielten. Be-
sonders enge gestalteten sich die Beziehungen zu
den deutschen Akademien der Wissenschaften; nament-
lich wurde von der Wiener Akademie der Grundsatz
festgehalten, Wiederanknüpfungen an die Zusammen-
arbeit mit ausländischen gelehrten Gesellschaften und
'nternationalen wissenschaftlichen Vereinigungen nur in
Shgstem Einvernehmen mit den Akademien des deut-
Schen Reiches vorzunehmen. Der Kreis der in der
(Akademie vertretenen Wissensgebiete wurde im Jahre
NE durch die Schaffung von sechs neuen wirklichen
‚4 iedstellen zum Zwecke der Einbeziehung der
Sn Shen Wissenschaften und der stärkeren Berück-
an der Rechts- und Staatswissenschaften ein-
A ießlich der Volkswirtschaftslehre erweitert. Die
jciten der Akademie wurden in den schweren
betraf der Nachkriegszeit von manchen Hemmungen
ein Olten ; die Drucklegung mußte zeitweilig stark
h geschränkt werden oder konnte nur durch wieder-
te außerordentliche staatliche Zuschüsse und durch
rate Zuwendungen aufrechterhalten werden, von
dern hier die der Notgemeinschaft für Österreich,
. Mmergency society for German and Austrian
Frau DD and art, ferner die Spenden von Herrn und
reich de Stonborough und des ehemaligen öster-
vr de en Generalkonsuls Dr. Erwin Zach in Welte-
Den (Java) besonders hervorgehoben seien.
Zen Es ‚Arbeiten in den Instituten der Akademie, der
dem ystalt für Meteorologie und Geodynamik,
Versuch tut für Radiumforschung, der Biologischen
I eins sanstalt und dem Phonogrammarchiv wurden
Öffendlichrn Ben Reihe von Untersuchungen und Ver-
glied a ungen fortgeführt. Die von dem Ehrenmit-
dete Biel Akademie Dr. Karl Kupelwieser begrün-
Akade 10 Ogische Station in Lunz wurde von der
Kaiser Wan Wissenschaften in Wien und der
Scha fen 1 elm-Gesellschaft zur Förderung der Wissen-
Nomme in Berlin zu gemeinsamer Verwaltung über-
hei den ee cch ein gleiches Zusammenwirken der
Meteoro] Örperschaften konnte die Fortführung der
and auf occhen Höhenstation auf dem Sonnblick
ist durch em Obir gesichert werden. Die Akademie
Wege € diese Unternehmungen erfolgreich auf dem
Ortgeschritten. neben den der Lehr- und
Forschungstätigkeit dienenden Hochschulinstituten be-
;ondere Stätten wissenschaftlicher Arbeit zu errichten,
lie in erster Linie der Forschung dienen, aber auch
lie wissenschaftliche Weiterbildung fortgeschrittener
Studierender und junger Gelehrter zu fördern geeig-
jet sind. Ähnliche Zwecke verfolgt der „Verein
Adydrobiologische Station bei Wien“, der eine zum
irsatz der durch den Krieg verloren gegangenen
"orschungsmöglichkeiten an der Adria und in Böhmen
>rrichtete Station an der alten Donau unterhält. Das
7’honogrammarchiv erhielt 1927 neue Räumlichkeiten
m Gebäude Liebiggasse 5. Von den Arbeiten der
nathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse sind ge-
zenwärtig namentlich noch die planmäßigen Unter-
uchungen über kosmische und Fernstrahlungen in
Verbindung mit den Vorarbeiten zur Auffiindung
äner geeigneten Stelle für eine neue Sternwarte her-
r‚orzuheben.
Mit Unterstützung der Akademie der Wissen-
chaften konnten eine Reihe von Grabungen auf dem
Soden Österreichs durchgeführt werden: Die paläonto-
ogische Erforschung der Drachenhöhle bei Mixnitz
nter Leitung von Prof. O. Abel, mehrere prähistori-
ıche Grabungen in Burgstall bei Gleinstätten, am
Jberleiser Berg in Niederösterreich, in Au am Leitha-
‚ebirge, die Erforschung der römischen Limes an den
ıtätten des ehemaligen Kastells Lauriacum und im
‚ager bei Enns, die Freilegung des Amphitheaters in
Jarnuntum. Von Unternehmungen außerhalb Öster-
"eichs konnten seit 1025 die Ausgrabungen bei den
?yramiden bei Gizeh durch Prof. Junker wieder auf-
senommen und mit großem Erfolge fortgeführt wer-
len. Die kleinasiatischen Forschungen wurden 1925
lurch eine Reise von Prof. A.Wilhelm und Jos. Keil
vieder aufgenommen; ein Erfolg dieser Reise war es
‚uch, daß in den folgenden Jahren die Grabungen in
'phesos, wenn auch großenteils mit ausländischen
zeldmitteln, so doch durch österreichische Gelehrte
ortgesetzt werden konnten. Die Ergebnisse der
vährend des Krieges durchgeführten archäologischen
ınd naturwissenschaftlichen Forschungen in Albanien
ınd Montenegro wurden der Veröffentlichung zuge-
ührt, desgleichen Untersuchungen über die Dialekte
ınd die Bevölkerungsstatistik Albaniens und eine
yammlung albanischer Volksmärchen. Mit der Heraus-
zabe der während des Krieges gesammelten Gesänge
ussischer Kriegsgefangener konnte wenigstens be-
zonnen werden.
Die fortlaufenden großen Arbeiten der philologisch-
ıstorischen Klasse zeitigten fast durchwegs teils neue
/eröffentlichungen, teils wenigstens wichtige Vorarbei-
en. Die Herausgabe des Archivs für österreichische
zeschichte wurde auch in den schwersten Zeiten fort-
seführt, die Veröffentlichung der oberösterreichischen
stiftsurbare wurde abgeschlossen. ferner konnten ein