Band der Regesten der Habsburger, ein Band der
Nuntiaturberichte aus Deutschland, einige Lieferungen
vom historischen Atlas: der Alpenländer, ein Band
der Kleinasiatischen Inschriften (Lykien I) und vom
Corpus der lateinischen Kirchenschriftsteller drei Bände
der Schriften des Augustinus und die Gedichte des
Prudentius herausgegeben werden. Vom Thesaurus
‚inguae Latinae, zu dessen Herausgabe die Wiener
Akademie mit den vier deutschen in Berlin, Göttin-
gen, Leipzig und München vereinigt ist, sind gleich-
falls mehrere Lieferungen erschienen. Für die Anlage
des bayrisch-österreichischen Wörterbuches, für die
kritische Herausgabe des Schwabenspiegels und man-
ches andere sind wertvolle Vorarbeiten geleistet wor-
den; an der Vorbereitung eines Thesaurus der
griechischen Sprache hat sich die Akademie durch Ver-
zettelung des Wortschatzes des Historikers Diodoros
beteiligt.
Hält man die Tätigkeit der Hochschulen und der
\kademie zusammen, so läßt sich sagen: Die Neu-
srrichtung und Ausgestaltung von Hodchschulsemina-
‚en und -instituten, die Angliederung neuer Institute
ın die Akademie der Wissenschaften, die Bestrebun-
zen der Akademie zur Förderung wissenschaftlicher
?xpeditionen und Veröffentlichungen, die Bemühun-
zen der Fakultätskollegien um den Aubau von Studien-
ardnungen und Studienberatungen, dies alles beweist,
laß die mit der Pflege der Wissenschaft betrauten
nstitutionen sowohl die Aufgaben der Forschung wie
lie der Lehre nach besten Kräften zu fördern bemüht
waren. Aber die schweren Jahre, mit ihren politischen
ınd wirtschaftlichen Hemmungen, sind noch nicht
überwunden und im ganzen zeigt uns der abge-
'aufene Zeitraum nur oft genug noch das Bild eines
;orgenvollen Ringens der Wissenschaft um die Be-
hauptung ihrer Traditionen, ihrer Würdigung durch
die Öffentlichkeit und ihrer Stellung im Wettbewerh
der Nationen.
DER ANTEIL ÖSTERREICHS AN DER MEDIZINISCHEN FORSCHUNG
a918 - 1928)
Von Dozent Dr. E. Spiegel (Wien).
Viel mehr als die Geisteswissenschaften sind die
modernen Naturwissenschaften in ihrer Entwicklung
‚on äußeren Bedingungen abhängig. Denn sie be-
dürfen zu ihrer Arbeit nicht nur der zu jeder wissen-
schaftlichen Tätigkeit notwendigen Konzentration und
Sammlung, die nur bei einer gewissen Höhe
des Lebensstandards möglich sind, sie brauchen vor
allem immer kunstreichere technische Hilfsmittel, La-
boratoriumseinrichtungen, die mit den Fortschritten
der physikalischen und chemischen Kenntnisse immer
komplizierter und damit auch kostspieliger werden.
Anderseits war für die Naturwissenschaften und
speziell für die Medizin dadurch eine gewisse Kon-
inuität der Entwicklung möglich, daß der Krieg diesen
Wissenszweigen vielfältige Aufgaben gestellt und Be-
tätigungsmöglichkeiten gegeben hatte.
Das dringendste Problem, das in der Nachkriegs-
zeit die Medizin zu lösen hatte, bestand angesichts
der Lebensmittelknappheit in der Organisation einer
möglichst rationellen Verwertung der Nähr-
stoffe. Hier hatte Oesterreich das Glück, von einem
der erfahrensten Stoffwechsel-Physiologen, von Hofrat
Prof. Durig, dem Vorstand des Wiener Physio-
logischen Instituts, beraten zu werden. Gleichzeitig
machte sich bei den verschiedenen Ausspeisungs-
aktionen das Bedürfnis nach einer einfachen und
dabei doch wissenschaftlich begründeten Methode der
Lebensmittelverteilung geltend, dem das vom Vor-
stand der Kinderklinik, Prof. Pirquet, ausgearbeitete
Nem-System entgegenkam. Dieses System hat als
hinheit den Nährwert der Milch und berücksichtigt
‚ei der Verteilung der Nahrungsmenge die sogenannte
Sitzhöhe des Menschen. Es hat sich aber auch bei
ler Ernährung kranker Kinder, in letzter Zeit auch
jei Behandlung der Zuckerharnruhr bewährt. Neue
*rkenntnisse wurden durch die Lebensmittelknappheit
Jadurch gewonnen, daß man kennen lernte, daß bei
ler damals zur Verfügung stehenden eintönigen, aP
zewissen Stoffen, den sogenannten Vitaminen, armen
Nahrung nicht nur schon bekannte Krankheiten, wi®
‚eispielsweise die Rachitis der Kinder oder die Knochen-
ırweichung der Erwachsenen, gehäuft auftraten, son”
lern auch neue Bilder, wie zum Beispiel die Oedem-
zrankheit (Anschwellung der Gewebe infolge Wasser-
ınsammlung) zur Beobachtung kamen. In diesen
"ragen des Wasserstoffwechsels der Gewebe hat
‚erade die Wiener Schule Erkenntnisse von großer
yraktischer und theoretischer Bedeutung gezeitig!
So fand der jetzt in Freiburg weilende Wiener In-
ernist Prof. Eppinger, daß das Produkt der Schild-
Irüse für den Wasserstoffwechsel des Gewebes vo?
naßgebender Bedeutung sei und man durch Dar-
‚eichung dieser Substanz gewisse Fälle von Wasser”
ınreicherung der Gewebe günstig beeinflussen könne
Die große Bedeutung der Leber für den Wasserhaus
1alt des Körpers geht vor allem aus den grund-
egenden Untersuchungen von Prof. Pick, Vorstand des
Yharmakologischen Institutes, und seiner Schule her”
‚or. Diese Forscher haben auch dargetan, in wie kompli-
zierter Weise das Gehirn in den Wasserhaushalt de“