Full text: 10 Jahre Wiederaufbau

DER AUSBAU DER WASSERKRÄFTE IN ÖSTERREICH 
Von der Wasserbausektion des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft und vom Wasserkraft- 
und Elektrizitätswirtschaftsamt (WEWA). 
Der reiche Naturschatz der österreichischen Wasser- 
sräfte wurde im früheren Kaiserstaat auf dem Teil- 
gebiet des jetzigen Oesterreich nur in bescheidenem 
Vaße ausgenützt. Die Ueberfülle eigener Kohle, das 
mnaßgebende KEigeninteresse der Kohlenproduzenten, 
Bedenken der Heeresverwaltung gegen die Bahn- 
lektrisierung usf. standen einer durchgreifenden Er- 
Schließung entgegen. Wenn es auch der parlamen- 
tarischen Einflußnahme weitblickender Volkswirte ge- 
‚Ungen war, zu veranlassen, daß wertvolle Vorarbeiten 
ür den. planmäßigen Ausbau der Wasserkräfte durch- 
geführt wurden, wie die Erstellung eines systematischen 
Wasserkraftkatasters und — schon unter dem Drucke 
des Kriegsnotstandes — die Aufstellung eines General- 
Projektes zur Sicherstellung der für die Elektrisierung 
des Staatsbahnbetriebes erforderlichen Wasserkraft- 
anlagen, so wurde der Großwasserkraftausbau im 
allgemeinen doch erst in der Nachkriegszeit in grö- 
Serem Stil verwirklicht. 
Das neue Oesterreich sah sich bei Kriegsende mit 
einem Schlage vor die Aufgabe gestellt, den Wegfall 
last der ganzen reichen Kohlenbasis des alten Staates 
durch Ausnützung des durch Gebietseinbußen zwar 
Seschmälerten, aber doch noch in reichhem Maße 
verbliebenen Wasserkraftvorkommens so 
Weit als möglich gutzumachen. Die katastrophale 
Lage der Brennstoffwirtschaft erheischte rasche Maß- 
nahmen zur Rettung des Verkehrswesens und der 
hdustrie und zur Behebung der beispiellosen Schwierig- 
Xeiten in der Licht- und Wärmeversorgung der Be- 
Völkerung. In den ersten Jahren des Bestandes der 
Republik war aber fast jede Bautätigkeit durch die 
Unsicherheit der außenpolitischen Lage, durch die 
Würgende Geldnot und durch den Rohstoffmangel 
Interbunden, so daß diese Zeit nur zu Planungen 
and Vorbereitungsarbeiten ausgenützt werden konnte. 
die Geldentwertung, die bald darauf rapid einsetzte, 
Yachte denjenigen, die in rascher Erfassung des Unter- 
Schiedes zwischen Kurswert und Kaufwert der Krone 
Ihre Bauentschlüsse färderten. reichen Gewinn. Die 
Baukosten stellten sich damals billiger als je zuvor, 
»illiger als überall anderwärts. Die Abbürdung der 
Zauschulden wurde durch die fortschreitende Geld- 
ıntwertung ganz außerordentlich begünstigt, insoweit 
ine Bindung an fixe Zinssätze gegeben war. Mit 
{em Emporschnellen des Zinsfußes fand diese Entwick- 
ung aber ihr Ende. Nach der Währunssstabilisierung 
vurde die Frage. des Ausbaues der Wasserkräfte 
'ollends wieder eine Sache konkreter Kalkulation. 
Die Gestehungskosten der Kilowattstunde bei kalori- 
‚her und hydro-elektrischer Erzeugung kamen dabei 
n einen Gleichgewichtszustand, der um so labiler 
wurde, je mehr der Kohlenpreis sank, je mehr sich 
lie Wärmetechnik vervollkommnete und je höher der 
Zinsfuß als ausschlaggebender Faktor der Wasser- 
Kraftenergie-Erzeugung anstieg. 
Bei dieser Sachlage bedurfte es gesetzgeberischer 
VYNaßnahmen, um das eminente staatsfinanzielle und 
olkswirtschaftliche Interesse an der Verringerung der 
‚Ohleneinfuhr durch. den Wasserkraftausbau zur 
‚eltung zu bringen. In steter Anpassung an die je- 
veiligen Tendenzen des in- und ausländischen Kapital- 
narktes wurden das Wasserkraftförderungsgesetz vom 
ahre I02l, die Wasserkraftförderungsgesetznovelle 
om Jahre 1022 und schließlich das Elektrizitätsför- 
lerungsgesetz vom Jahre 1025 geschaffen, dessen 
Vovellierung im Jahre 1028 erfolgte. Die durch diese 
zesetze gewährleisteten Steuer- und Gebührenbegün- 
tigungen, bzw. -befreiungen gaben dem Wasserkraft- 
ıusbau tatsächlich mächtige Impulse. Eine nicht unwe- 
jentliche Förderung hat der Ausbau der Wasserkräfte 
ıuch durch die aus der Kriegszeit herrührende kaiser- 
iche Verordnung über begünstigte Bauten erfahren, 
welche das Verfahren bei Verleihung von Konzessio- 
nen wesentlich vereinfacht und weitgehende Enteig- 
aungsrechte einräumt. 
Zieht man nur Wasserkraftanlagen mit einer instal- 
ierten Leistung von mehr als je 500 PS in Betracht, 
;o ergibt sich das aus der folgenden Tabelle ersichtliche 
Bild des österreichischen Wasserkraftausbaues. 
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Ligenanlagen l 93 /110.489 164.276) 6350| 4? 32.545| 49.936 1862! *' 19.500 28.760] 107:7|142 162.484! 242.972! 928:9 
zusammen [140 /223.634l321.660| 1283-0 | 78 |178.9551367.9837l 9681] 15| 95.050l413.160] 5484| 233l497.68911102.757| 27945.
	        
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