KARTOGRAPHISCHES, FRÜHER MILITÄRGEOGRAPHISCHES
INSTITUT
Das als Bundesbetrieb geführte Kartographische In-
stitut ist seiner hauptsächlichen und eigentlichen Zweck-
destimmung nach eine staatliche Anstalt zur Durchführung
aller kartographisch - reproduktionstechnischen . Arbeiten
ın den von Staats wegen hergestellten Kartenwerken und
Katastralmappen. Wie schon sein Untertitel‘ besagt, ist
es aus dem ehemaligen Militärgeographischen Institut
hervorgegangen, von dem es mit samt dem Instituts-
zebäude, Wien VIII, Hamerlingplatz, den gesamten
xartographischen und reproduktionstechnischen Apparat
übernommen hat, während die vermessungstechnischen
Abteilungen des Militärgeographischen Institutes dem
Bundesamt für Fich- und Vermessungswesen ange-
gliedert worden sind. Diese Aufteilung ist vorgenommen
worden, um das Kartographische Institut unter Aus-
nützung seiner technischen Hilfsmittel vollkommen auf
kaufmännische Basis zu stellen, wodurch allein es mög-
ich war, die für die Bedürfnisse der Republik Oester-
teich zu umfangreichen Einrichtungen des Militärgeogra-
ohischen Institutes unter Schonung zahlreicher Existenzen
vor dem Brachliegen zu bewahren. Im übrigen ist seither
bereits. eine weitgehende Konzentration des Betriebes
durchgeführt worden, die am besten dadurch augenfällig
wird, daß ein ganzer Trakt des Institutsgebäudes für
Wohnzwecde (23 Wohnungen) adaptiert werden konnte.
Die Herstellung der staatlichen Karten erfolgt in
steter Zusammenarbeit des Kartographischen Institutes
nit dem Bundesvermessungsdienste. Das Kartographische
Mstitut übernimmt die Resultate der von den Topo-
zraphen des Bundesamtes für FEich- und Vermessungs-
wesen geleisteten Feldarbeiten und stellt in der „Geripp-
and Terrainzeichnungsabteilung” die reproduktions-
fähigen Reinzeichnungen her, nach denen mit Hilfe der
Photographie und Galvanoplastik die Druckformen in
Kupfer-, Stein- oder Aluminium erzeugt werden. Bei
den offiziellen Karten wird grundsätzlich mit Kupfer-
Tiefdruckplatten gearbeitet, weil diese nach einem vom
Kartographischen Institut besonders: ausgebildeten Ver-
fahren die leichte Durchführung von Korrekturen und
Urgänzungen. wie die Nachtragung neuer Straßen,
Fisenbahnen und sonstiger Veränderungen in der Natur
zestatten. Die eigentliche Druckarbeit fällt der Presse-
ıbteilung zu, der ein modernster Bestand an Kupfer-
ınd Steindruck-, Hand- und Schnellpressen, sowie an
3ummidruck-Rotationspressen zur Verfügung steht. Bei
ıchtstündiger Arbeitszeit gestattet diese maschinelle
\usrüstung Höchstleistungen bis zu 100.000 Drucken
m Tag. Zu den im staatlichen Interesse ausgeführten
\rbeiten des Kartographischen Institutes gehört auch
lie Reproduktion der Katastralmappen, die früher im
‚ithographischen Institut des Grundsteuerkatasters her-
zestellt worden sind. Dieses Institut wurde im Jahre 1922
nit dem Kartographischen Institut vereinigt, wodurch
äne weitgehende Vereinheitlichung der reproduktions-
echnischen Einrichtungen des Vermessungswesens und
ne bedeutende Ersparnis an Personal und Raum er-
ielt worden ist. Bei der Reproduktion der Katastral-
nappen kommt ein im ehemaligen Lithographischen
nstitut herausgebildetes photomechanisches Reproduk-
‚jonsverfahren mit Zinkplatten in Anwendung.
Neben der Herstellung und Evidenzhaltung der offi-
:jellen Staatskarten besorgt das Kartographische Institut
ıuch den Verlag von Wintersport-, Verkehr-, Schul- und
Wandkarten. Erfreulicherweise haben gerade in letzter
7eit die Privatbestellungen kartographischer Ar-
‚eiten einen ganz bedeutenden Aufschwung erfahren.
Zesonders zu erwähnen wäre auf dem Gebiete der für
>rivate geleisteten kartographischen Arbeiten der im
Cartographischen Institut hergestellte, mit Beginn des
etzten Schuljahres in den Wiener Hauptschulen einge-
ührte Mittelstufenatlas, der nach dem Urteil führender
3eographen und Schulfadchmänner Oesterreichs und
Deutschlands eine bewundernswerte Leistung auf karto-
sraphischem und drucktechnischem Gebiete darstellt. In
Wien und in allen Landeshauptstädten bestehen be-
;ondere Lieferungsstellen für die Erzeugnisse des In-
;titutes, das auch im Hause selbst ein eigenes Verkaufs-
‚;ortiment unterhält. Für den Auslandsabsatz ist durch
Abschluß von Kommissionsverträgen mit hervorragenden
ausländischen Verlegern gesorgt
EICH- UND VERMESSUNGSWESEN
Als eine. der frühesten nach dem Umsturze im Inter-
esse der Verwaltungsvereinfachung durchgeführten or-
zanisatorischen Maßnahmen erfolgte mit Vollzugs-
Anweisung der Staatsregierung vom ©. Juli 1919 die Zu-
;ammenfassung des gesamten staatlichen Vermessungs-
wesens und Unterstellung der bis dahin auf verschie-
lene Ressorts aufgeteilt gewesenen Dienststellen dieses
Verwaltungszweiges unter das damalige Staatsamt für
Handel und Gewerbe, Industrie und Bauten. Zu diesem
Zwecke wurde die bis dahin zur Finanzverwaltung ge-
Yrige Generaldirektion des Grundsteuerkatasters
Nit dem aus dem Wirkungsbereiche der Unterrichtsver-
Waltung ausgeschiedenen Gradmessungsbureau
and den vermessungstechnischen Abteilungen
les Militärgeographischen Instituts indem neugeschaffenen
‚Bundesvermessungsamt” vereinigt. Im Zuge der Weiter-
ührung der Reformmaßnahmen wurde dieses Amt zu
inde des Jahres 1923 dadurch umgestaltet, daß in seinen
Wirkungsbereich auch das bundesstaatliche Eichwesen
»inbezogen wurde. Das so erweiterte Amt führt seither
lie Bezeichnung „Bundesamt für Eich- und Vermes-
sungswesen” und ist unter der Leitung eines dem höheren
echnischen Dienst angehörenden Vorstandes, der den
"itel Präsident führt, direkt dem Bundesministerium für
landel und Verkehr unterstellt. Die Leitung dieses
ımtes sowie die vermessungstechnische Gruppe desselben