zu stellen, hat das Alpinspektorat anläßlich der Er-
nebungen für die Almbuchanlage Feststellungen über die
Größe des Meliorationshedarfes der steirischen
Alpwirtschaft vornehmen lassen. Nach diesen sind von
1817 steirischen Alpen 1800 verbesserungsbedürftig. Die
Meliorationskosten wurden mit S 26,801.959'— festgestellt.
Da die steirischen Almen mit ihrer Ausdehnung von
238.148 ha 35% der in Steiermark landwirtschaftlich ge-
nützten Kulturfläche einnehmen, ist die Intensivierung
des almwirtschaftlichen Förderungs- und Meliorations-
wesens eine richtige volkswirtschaftliche Aufgabe.
Viehzucht und Milchwirtschaft.
Der Krieg hinterließ einen an Zahl verminderten, in
Beschaffenheit und Nutzleistung geringwertigen Vieh-
stand. Nach der Zählung vom Jahre 1923 betrug er rund
410.000 Stück. Die steiermärkische Landesregierung schuf
im Jahre 1922 ein neues Tierzuchtgesetz, das ab 10923
praktisch zur Durchführung gelangte. Dieses Gesetz
bildete die Grundlage für den Aufbau und die weitere
Fntwicklung der heimischen Tierzucht.
Besonders günstig wirkte sich der Zusammenschluß und
die Organisation der Viehzüchter aus. Die Förderung
des genossenschaftlichen Zusammenschlusses
der Züchter hat zwar schon vor 25 und 30 Jahren ein-
gesetzt, blieb jedoch auf Obersteiermark beschränkt. Im
Mittel- und Unterlande hat diese Bewegung erst nach
dem Kriege begonnen, sich aber ungemein rasch ausge-
dehnt. Das Land zählt derzeit zusammen 63 Viehzucht-
genossenschaften mit einem Stand von rund 11.000 Mit-
gliedern, das sind 18% der selbständigen Viehbesitzer
des Landes, gegenüber kaum 1% im Jahre 1920. Jährlich
wiederkehrende Zuchtviehschauen mit Verkaufs-
recht, sollen Absatz von überschüssigem, gutem Zucht-
material nach dem In- und Auslande beleben und
vermitteln. Solche Schauen finden in Judenburg, St. Michael,
Trieben, Kallwang, Stainach, St. Lorenzen i. M., Gleisdorf
und Fehring statt. Fin Erfolg zeigt sich darin, daß
die benachbarten Auslandsgebiete wie Jugoslawien
und Ungarn Ankäufe von Zuchtvieh vereinzelt
durchgeführt und für die nächste Zeit in größerem
’mfange in Aussicht gestellt haben.
Auch auf dem Gebiete der Kleinviehzucht blieben
die auf das Tierzuchtförderungsgesetz aufgebaute Tätig-
keit und das Eingreifen der Landesregierung nicht ohne
sichtlichen Erfolg. Es wurden Schweinezuchthöfe er-
richtet und diese mit Regeneratoren aus deutschen Hoch-
suchten versehen.
Der Ausbau der heimischen Geflügelzucht lag
in den Händen der Zuchtvereinigungen. Es zeigt sich im
Auslande ein stets zunehmendes Interesse an den
steirischen Rassen, was schon aus dem Umstand
hervorgeht, das der Vereinigung der Züchter steirischer
Landhuhnschläge zahlreiche Züchter aus Deutschland als
Mitglieder beigetreten sind. Die Ausfuhr von Geflügel,
Bruteier und Eintagskücken bewegt sich auf einer stets
ansteigenden Linie. Die Aktion der Landesregierung, eine
zystematische Förderung auf den Gebieten der Schweine-
und Geflügelzucht zur Durchführung zu bringen, wird
lurch die beabsichtigte Errichtung einer Schweinezucht-
und Geflügelzuchtanstalt mit Kursbetrieb in Wagna bei
“‚eibnitz eine äußerst wirksame Unterstützung erfahren.
\uch die Kaninchenzucht erhielt durch die in den letzten
lahren aufblühende Pelztierzucht neue Anregung.
Durch den Krieg und das steigende Bedürfnis nach
Consummilch hat sich ein Teil der landwirtschaftlichen
3evölkerung auf Milchwirtschaft umgestellt und es ent-
;tanden in einzelnen Gebieten Milchverwertungsanlagen,
velche sich im Laufe der zehn Jahre zu mächtigen
Jrganisationen ausgebaut haben. Dies trifft zu für die
ebiete des Ennstales mit den Molkereigenossenschaften
;tainach und Gröbning. Für das Gebiet des Mürztales
lie „Landforst” Genossenschaft mit der Molkereianlage
in Kapfenberg. Erst in den letzten vier Jahren wurde
lurch energishe Maßnahmen die Milchwirtschaft im
‚ande Steiermark besonders gefördert und es entstand
m Verlaufe dieser Jahre eine Reihe von milchwirtschaft-
ichen Verwertungsanlagen, welche die Aufgabe haben,
ıcht nur haltbare und überprüfte Konsummilch, sondern
ıuch hochwertige Butter und wertvolle Käse zu erzeugen.
Die in den letzten Monaten im Lande neu errichteten
Zenossenschaftsmolkereien werden nunmehr in die
„age versetzt werden, hochwertige Dauerprodukte
zu schaffen, mit welchen der Inlandmarkt eingedeckt
verden soll. Das Hauptaugenmerk bei der Schaffung von
Molkereianlagen wurde darauf gelegt, rechtzeitig Anlagen
auf genossenschaftlicher Basis zu schaffen, so daß
lie Milchwirtschaft Steiermarks geradezu ausnahmslos
ıuf Genossenschaften aufgebaut ist, welche im „Steirischen
Milchverband” zusammengeschlossen sind.
Obst- und Weinbau.
Die letzten zehn Jahre brachten auch im Obst- und
Weinbau große Förderungsaktionen. Aus den 2 Baum-
'hulen wurden in den zehn Jahren rund 180.000 Setz-
inge abgegeben; dadurch wurden nicht nur die alten
Zestände ergänzt, sondern auch bedeutende Flächen neu
»epflanzt. Zur Verbesserung der Sortenbestände wurden
ılljährlich rund 14.000 Bäume umgepfropft. Zur Zeit ist
lie Sortenbeschränkung im Zuge, welche für den Aus-
andsexport notwendig ist. Der Export steigerte sich von
1500 auf 6000 Waggonladungen, zum Großteil in Rin-
usopackung, Erst das Jahr 1028 ergab größere Exporte
nit Kisten- und Faßware.
Die Wein-Anbaufläche betrug im Jahre 1018 rund
479 ha und steigerte sich bis einschließlich 1928 durch
Veuanlagen auf 4403 ha; rund 1200 ha alte Weingarten-
läche liegt brach als Hutweide. Zur Versorgung der Wein-
yautreibenden mit amerikanischem Pflanzmaterial werden
ünf Rebenanlagen unterhalten, woselbst nicht nur
ımerikanische Schnitt- und Wurzelreben, sondern auch
/eredlungen gezogen werden. Aus diesen Anlagen
verden jährlich 100.000 bis 120.000 Veredlungen,
J000 bis 10.000 Wurzelreben und 400.000 his 500.000
;chnittreben abgegeben.
Die quantitativ höchste Firnte war im Jahr 1922 mit
120.000 hl zu verzeichnen, seither waren die Durch-
zchnittsernten 13 bis 16 hl pro ha bzw. 58.000 bis 70.000 hl
Gesamternte. Ein Export von steirischem Wein erfolgt
nicht, weil zur Zeit mit dem Ernteergebnis der Eigen-
bedarf noch nicht gedeckt erscheint. Bei fortschreitender
Regenerierung der alten Bestände und Wiederbepflanzung
der zur Zeit brach liegenden früheren Weingartenbestände
wird es in Zukunft möglich sein, den Eigenbedarf des
Landes durch Eigenproduktion zu decken.