Full text: Vom Wirtschaftsgeist in Amerika

Sn Entstehung der Gleichförmigkeit 
gegeben hat und in dem die einzelnen Staaten der Union nach 
für sie charakteristischen Seiten behandelt sind ®, studiert, so 
wird man doch auch hier wieder zu einer gewissen Vorsicht 
gemahnt und vor allzu starker Schematisierung gewarnf(. 
Einegroße Zahlvon Faktoren hat zusammenwirken 
müssen, um jene Homogenität zu erzielen, wie sie in dieser 
Weise und in diesem Ausmaß an keiner Stelle der Erde sich 
hat wiederholen können. Die nach der Union Auswandern- 
den waren Europas müde gewesen. Sie wollten seine Tradi- 
tionen hinter sich lassen und vergessen, hatten gerade den 
Wunsch, andere Menschen zu werden, eine neue Kultur an- 
zunehmen und an ihrem Weiterausbau mitzuwirken. Einzeln 
verteilten sie sich über das Land, so daß sich das neue soziale 
Milieu leicht bei ihnen auswirken konnte, und die Angehörigen 
der verschiedenen Nationen blieben im allgemeinen auch nicht 
zusammen, sondern durchmischten sich. Die Kultur, die sie 
vorfanden, war die angelsächsische, deren Anziehungskraft 
gerade in ihrer Einfachheit gelegen ist; man brauchte nur 
die festgelegten Formen und die äußeren Zivilisationsgüter 
anzunehmen und fand sich nicht vor irgendwelche schwie- 
rigeren seelischen Probleme gestellt. Gleich waren Beschäfti- 
gung und Interessen; allen stand das nämliche Ziel vor Augen, 
auf dem fremden Boden eine neue Existenz zu gewinnen, nur 
in der Arbeit die Erfüllung ihres Lebens zu sehen, und alle 
wurden durch das gemeinsame Ideal zusammengehalten, den 
noch unerschlossenen Kontinent zur wirtschaftlichen Blüte 
zu bringen. Die Persönlichkeit des einzelnen wurde dem ge-
	        
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