entwicklung darstellt, deren Amwendung von vielen Umständen ab—
häugt. Vor allem ist sie abhängig von einent mächtigen und wirk—
lichen Naturgesetz, nämlich dem der Selbsterhaltung und Gelbst—
behauptung. Um ein kleines Beispiel anzuführen, so wird ein
selbständiger Bauer niemals die Verfügung über seinen Besitz her⸗
geben bloß deshalb, weil das Land durch Anwendung weitgehender
Arbeitsteilung produktiver getnacht werden kann; erst recht haudelt
danach der Staat. Er ist, wie ich schon gesagt habe, die höchste Form
menschlicher Gemeinschaft und dazu die unbedingt notwendige. Daher
ist die Selbstbehauptung für ihn das oberste Gesetz. Diese ist nur
möglich durch Schutz nach außen und durch Stärkung seiner produk—
tiven Kräfte nach innen. Daher muß er eine internationale Arbeits-
teilung insoweit ablehnen und bekämpfen, als die Möglichkeit seiner
Selbstbehauptung dadurch geschwächt wird. Der Bismarcksche Zoll⸗
schutz der deutschen Industrie und der deutschen Landwirtschaft waren
Meaßnahmen der Selbsterhaltung, und wir haben im Kriege gesehen,
daß mit einem Schlag alle internationalen Beziehungen vernichtet
waren, als die Verteidigung nach außen in Frage kam.
Aber auch abgesehen von der fragwürdigen Festigkeit internatio—
naler Beziehungen ist der Zweifel erlaubt, ob solche Beziehuungen an
und für sich immer ein engeres und freundlicheres Verhältnis zwischen
den Völkern bedeuten. Die Erfahrung spricht vielfach dagegen. Wie
schon unter Verwandten es häufig nicht zur Verbesserung ihres per—
sönlichen Verhältnisses dient, wenn sie dicht beieinander wohnen und
auf häufigeren Verkehr miteinander angewiesen sind, und wie bei
unseren politischen Parteien das „Zusammensitzen au einem Tisch“
meist nicht zur Milderung ihrer Gegensätze, sondern oft sogar zu deren
Verschärfung beiträgt, so ist es auch unter Völkern. Man darf nicht
vergessen, daß bei näherer Berührung auch mehr Gegensätze offenbar
werden, die Juteressen stärker aufeinanderstoßen. Das gilt ganz be—
sonders von wirtschaftlichen Beziehungen. Da macht sich beim Handel
der gegenseitige Konkurrenzueid bemerkbar, in der Industrie die
Schädigung des eingesessenen Fabrikanten durch den eindringenden
Ausländer. Die Wirkung davon haben wir schon vor dem Kriege
zu spüren bekommen. Ich erinnere nur au die Erneuerung von Han—
delsverträgen, die jedesmal mit neuen und oft schärferen Kämpfen
verbunden war, weil sich während der Dauer des letztabgeschlossenen
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