Vertrags große Schädigungen einzelner einheimischer Interessen durch
den ausländischen Wettbewerb herausgestellt hatten.
Haben denn überhaupt die tausendfachen Beziehungen ethischer,
kultureller, wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Art, die zwischen
Angehörigen der Mrittelmächte und anderen Völkern bestauden, irgend⸗
welchen hemmenden Einfluß auf den Ausbruch des Krieges geübt?
Niemand wird das behaupten wollen. Immer enger und enger schloß
sich in den beiden letzten Jahrzehnten um uns der Ring unserer Feinde.
Oder haben die Beziehungen wenigstens die Formen der Kriegs-
führung gemildert? Auch das ist nicht der Fall. Ich erinnere nur
an die Hunger-Blockade gegen Frauen und Kinder, an den Raub des
deutschen Privateigentums, die Zerreißung und Nichtachtung aller
internationalen Schutzverträge, insbesondere auch der Genfer Kon—
bention.
Viele glaubten, daß es wenigstens nach dem Kriege besser werden
würde. Aber wir sehen nichts davon, der Krieg wird im scheinbaren
Frieden fortgesetzt, nur mit anderen, aber nicht weniger grausamen
Mitteln. Die Triebe der Menschen und der Charakter der Völker
haben sich, seitdern wir Geschichte kennen, im wesentlichen nicht geändert.
Haben unter dem Druck gemeinsamer Not wenigstens bei uns
im Innern die Gegensätze nachgelassen? Wir merken leider auch da⸗
bon nichts. Oder ist bei den anderen Völkern vielleicht ein anderer
Geist eingezogen? Ich will nicht weiter von den unerhörten Dranug-—
salierungen und Vergewaltigungen reden, denen wir ausgesetzt sind,
aber wie sieht es bei anderen Völkern selbst aus? Mlilitärische
Rüstungen werden schärfer als je betrieben, obwohl das angebliche
militaristische Deutschland entwaffnet am Boden liegt. Ich verweise
mir auf Frankreich, England, die Vereinigten Staaten, Polen. Selbst
kleine neutrale Staaten, wie Holland, verstärken ihre militärischen
Machtmittel. Der Völkerbund aber, auf den viele ihr Vertrauen
gesetzt hatten, ist nach dem Ausspruch eines unserer sozialistischen
Reichskanzler ein Zerrbild. Große Staaten, wie die Vereinigten
Staaten von Nordamerika und Argentinien, stehen ihm ferne.
Zweck dieses Bundes ist ja auch die Aufrechterhaltung des durch das
Versailler Friedensdiktat geschaffenen Gewaltverhältnisses. Die
Spannungen zwischen den Staaten sind nirgends gemildert und kom⸗
men bei jeder Gelegenheit zum Ausbruch, so füngst in dem Kouflikt
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