solche Völker auch wirtschaftlich gedeihen, die ihre nationale Ehre zu
wahren, politische Macht zu gewinnen und zu behaupten verstehen.
Deshalb ist Rathenaus Formel durchaus abzulehnen. Damit ist
nichts gegen die Bedeutung der Wirtschaft gesagt, sie wird nicht ver—
kannt, wenn man noch andere wichtige Faktoren neben und über ihr
gelten läßt.
Die Bedentung der Wirtschaft liegt darin, daß sie nicht nur die
Bevölkerung zu ernähren und mit allen materiellen Bedürfnissen zu
oersehen, sondern auch die Unterlagen für die Sicherheits⸗ und die
Wohlfahrts⸗Einrichtungen des Staates sowie für alle Kulturzwecke,
die Wissenschaften und die Künste zu liefern hat. Die Wirtschaft ist
also die Nährmutter für alle übrigen Berufe, für den Staat nud für
die gesamte Bevölkerung. Eine scharfe Trennung zwischen wirtschaft⸗
lichen und nichtwirtschaftlichen Berufen gibt es nicht, zumal viele
andere Berufe mittelbar auch der Wirtschaft dienen. Unmittelbar
wirtschaftlicher Natur sind die Landwirtschaft, das Handwerk, die
Industrie, der Handel und das Verkehrsgewerbe. Mittelbar aber
dienen der Wirtschaft die Anstalten, die die Allgemein- und die Fach⸗
bildung fördern, d. h. die Volksschulen, die Fortbildungsschulen,
die höheren Unterrichtsanstalten, insbesondere die Universitäten und
ganz besonders die technischen Hochschulen. Sie schaffen und ver
mitieln die Kenntnisse und Fähigkeiten zu allen, auch den wirt—
schaftlichen Berufen. Auch das humatistische Gymnasium macht
hierin keine Ausnahme, gibt es doch hervorragende Kaufleute, die ge⸗
rade die humanistische Vorbildung auch für ihren Beruf außerordent⸗
lich schätzen. Zweifellos verdankt der deutsche Kaufmann seine Erfolge
im Auslande ganz wesentlich unserem Schulwesen. Moan soll das
nicht vergessen, wenn man auch eine zeitgetnäße Reform wünschen
mag. Vor allem liefern unsere technischen Hochschulen das geistige
Rüstzeng für unsere Ingenieure und Chemiker. Aber auch die Uni⸗
bersitäten sind von großer unmittelbarer Bedeutung für die Wirt—
schaft, sie bilden namentlich ihre rechtskundigen und volkswirtschaft⸗
lichen Berater aus. Welche Förderung unsere Gelehrten selbst der
Wirtschaft durch ihre chemischen, technischen und physikalischen Ent⸗
deckungen und Erfindungen gewähren, ist nicht abzuschätzen.
Aber auch die Berufe, die mit der Wirtschaft unmittelbar gar
nichts zu tun haben, leisten ihr die größten Dienste, indem sie die Vor—⸗