Bauern ganzer Dörfer geschlossen organisiert. Der Vormarsch der
südlichen Truppen von Kanton nach dem Norden über die Provinz
Hunan hinaus, war das Signal des Aufstiegs der Bauernbewegung. Im
September 1926 waren in Hunan nur wenige hundert Bauern organi-
siert, im Dezember umfaßten die Bauernverbände schon 1,3 Millionen
Mitglieder, im Januar 1927. — 2 Millionen und im Mai 1927 — 5,2 Mil-
lionen Mitglieder, Dabei konnten die Zeugen dieses Wachstums gleich-
zeitig in den Dörfern der Provinz Hunan feststellen, wie sich der
Kampf um den Verband und zwischen dem Verband und den alten bis-
herigen Verwaltungsorganen verschärfte,
Nach den mir vorliegenden Angaben bestanden im Dezember 1926
in der Provinz Hunan: 6887 Dorf- und 462 Gemeindeverbände, die
sich wie folgt zusammensetzten: Landarbeiter 17,4 Prozent, Pächter
47 Prozent, Teilpächter 17,5 Prozent, selbständige Bauern 9,3 Prozent,
Handwerker 7 Prozent, Dorfschullehrer 0,78 Prozent, Händler
0,25 Prozent, Frauen und Sonstige, ein sehr geringer Prozentsatz, Die
überwiegende Mehrheit der Organisierten bestand also aus Pächtern,
die sich nicht aus abstrakten Erwägungen dem Verbande anschlossen,
sondern wegen der dringenden Notwendigkeit des Kampfes gegen ein
Erpressungssystem, das ihnen ganz abgesehen von den Steuern, Ab-
gaben usw. 70 Prozent ihres Arbeitsertrages raubte.
Die gleiche riesige Entwicklung der Bauernorganisationen erlebte
die Provinz Hupei, wo noch im Juli 1926 kaum einige Dutzende Mit-
glieder, im März 1927 dagegen schon 800000 Mitglieder gezählt
wurden. In sozialer Beziehung war aber der Bestand der Verbände in
Hupei schon etwas anders wie in Hunan. Sie vereinigten: selbständige
Bauern — 34 Prozent, Teilpächter — 26 Prozent, Pächter — 25 Pro-
zent, Landarbeiter — 4 Prozent, Intellektuelle (Dorfschullehrer) —
5 Prozent, Handwerker — % Prozent usw. Auch hier sind zwei inter-
essante Momente festzuhalten, Die Bauernverbände werden nicht aus-
schließlich von den Bauern gebildet, sondern vereinigen ebenfalls
Handwerker, Intellektuelle und Kleinhändler und andererseits besteht
die Mehrheit aus Teilpächtern, Pächtern und sogar aus teils selb-
ständigen Bauern, _
Welche Ziele verfolgte der Kampf? Ich erwähnte schon: In vielen
Landkreisen übernahmen die Verbände tatsächlich die Macht. Und
da in den chinesischen Dörfern andere Bodenbesitzverhältnisse be-
standen, als z. B, im vorrevolutionären Rußland mit seinem geschicht-
lich verankertem Großgrundbesitz, gegen den die bäuerliche Bevölke-
rung in einer bestimmten Zeitphase geschlossen auftrat, — da in den
chinesischen Dörfern von Anfang an nicht nur gegen den Großgrund-
besitz, sondern auch gegen die reichen Bauern und die Gentrys, d. h,
die Provinzbehörden gekämpft wurde, nahm der Klassenkampf auf
dem Lande solch zugespitzte Formen an, wie meines Erachtens in
Rußland nicht einmal in der Periode 1917/18, Der Kampf wurde
geführt zum Sturz des Großgrundbesitzes unter den Losungen: „Macht,
Land, Bewaffnung der Bauern“.