Full text: Revolution und Konterrevolution in China

den südlichen Truppen besetzten Gebieten Chinas begegnen. Die Bour- 
geoisie sah und sieht in den Arbeitern das Kanonenfutter der Revo- 
lution, nichts mehr. Aktionen der Arbeiter, Forderungen der Arbeiter 
oder überhaupt ein selbständiges Handeln der Arbeiter stört ihres Er- 
achtens die Einheitsfront, d, h. die Interessen der nationalen Bour- 
geoisie, als deren Vertreter die Kuomintang in rechter und linker 
Schattierung stets auftrat. Man könnte noch viele erschütternde Tat- 
sachen über die Not und das Elend der Arbeiter und Arbeiterinnen 
anführen. 
Unsere Delegation, die eine ganze Reihe Fabriken besuchte, sah 
selbst siebenjährige Kinder bei der Arbeit, sah in den Textilfabriken 
unter den von den Müttern bedienten Werkbänken und Maschinen 
Säuglinge liegen und dazwischen Kinder ihre ersten Gehversuche 
machen. Und dabei besteht in Wuhan nach den Angaben desselben 
Vorsitzenden des Gewerkschaftsbundes nur in einigen Fabriken, als 
Ergebnis langer erbitterter Kämpfe, der Achtstundentag. In der Regel 
werden 12 bis 13 Stunden gearbeitet, in einigen Fällen 18 bis 20 Stun- 
den, \Es ist hier nicht möglich die Industriezweige mit solch aus- 
gedehnter Arbeitszeit aufzuzählen. Die angeführten Beispiele ver- 
mitteln schon eine Vorstellung von den Zündstoffen, die sich in der 
Arbeiterklasse angesammelt hatten und in Brand geraten mußten, als 
die südlichen Truppen vormarschierten und in Wuhan die sogenannte 
revolutionäre Regierung aufgerichtet wurde, \ 
Ende 1926 und Anfang 1927 brach auf dem ganzen Territorium 
der Wuhanregierung, d, h. in Hunan, Hupei, Kiangsi usw. ein erbitterter 
Klassenkampf aus, ein Klassenkampf innerhalb der nationalen Einheits- 
front, in Stadt und Land, eine Welle wirtschaftlicher Streiks mit be- 
stimmten wirtschaftlichen Forderungen, eine Welle von Bauern- 
aufständen. Ein solcher Druck der Arbeiter und Bauern mußte die 
chinesische Bourgeoisie sehr hart treffen, Die Periode der Revolution, 
in der es sich nur um den Imperialismus, um die äußeren Feinde 
gehandelt hatte, diese Periode der Revolution war schon überwunden, 
Der Vormarsch nach dem Norden brachte Millionen, Dutzende Mil- 
lionen Menschen in Bewegung, stellte einerseits die Landfrage, anderer- 
seits die Arbeiterfrage und alle sozialen Probleme auf die Tagesord- 
nung, denen die Kuomintang bisher sorgfältig ausgewichen war. Und 
gerade die Arbeiterfrage zog in der Kuomintang den scharfen Tren- 
nungsstrich. 
Die offizielle Philosophie der Rechten und der Linken in der 
Kuomintang lautete: Erst Sieg dann Reformen. Die aufständischen Ar- 
beiter und Bauern konnten jedoch nicht länger warten, sie forderten 
von ihren direkten Klassenfeinden sofortige Konzessionen. Sie 
kämpften doch gegen den 20-Stundentag, gegen die mittelalterlichen 
Zustände auf dem Lande, Und das setzte voraus nicht nur den Kampf 
gegen das ausländische Kapital, nicht nur gegen den Imperialismus, 
sondern auch gegen die nationale Bourgeoisie, die gar nicht daran 
dachte, auf eine für sie vorteilhafte Gesellschaftsordnung zu verzichten. 
Die Einheitsfront war verhältnismäßig breit, als es sich um den Kampf
	        
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