Full text: Revolution und Konterrevolution in China

jeispiel raffinierter Heuchelei und gefährlicher Demagogie. Unter 
seinen Kollegen nimmt er von jeher eine besondere Stellung ein. Bald 
ist er, wenn es ihm vorteilhaft scheint, christlicher General, dann 
wieder propagiert er die Lehre Sunjatsens, den Sozialismus, bald ist 
°r im Bündnis mit uns, dann wieder gegen uns, Fengjuhsiang führt 
oin spartanisches Leben, Er imponiert durch betonte Einfachheit seiner 
Kleidung und mit seligmachenden Sentenzen. Schlau, ohne Prinzipien, 
berrschsüchtig, von der Diktatur über ganz China träumend, verfolgt 
Feng sein Ziel kaltblütig abwartend, Er spricht leise und langsam (um 
„nicht die Schale der Weisheit überfließen zu lassen‘ — wie es in 
einem chinesischen Sprichwort heißt) und ist bestrebt alle und alles 
für seine Zwecke auszunutzen, Mit einem Wort, es ist ein General, 
der die spezifische Schlauheit des alten chinesischen Diplomaten mit 
zinigen Kenntnissen auf dem Gebiete der Volkspsychologie und sogar 
der Weltrevolution verknüpft, In China gibt es augenblicklich zahl- 
reiche Generale, die „hoch die Weltrevolution” rufen, indem sie hinzu- 
fügen: „Nieder mit der Kommunistischen Partei!‘, weil „die Kommu- 
nistische Partei die chinesische Revolution hindert“, Nun derselbe 
General Fengjuhsiang gebar ein Manifest, in dem er sagte: 
„Ich habe mich der Kuomintang später angeschlossen als die an- 
deren und wage es daher nicht; über Parteiangelegenheiten eine 
besondere Meinung zu haben. Doch die Uneinigkeif, die in allen Pro- 
vinzen im Flußtale des Jangtse entstanden ist, Iäßt mich keine Nacht 
ruhen. Die Lage ist bedrohlich, Die Genossen aus beiden Lagern, die 
ich verehre und als meine Lehrer betrachte, sind selbst daran schuld, 
[ch habe die ganze Zeit versucht, beide Parteien zusammen zu führen, 
um die Strafexpedition gegen die Militaristen fortzusetzen, ‚Mir schien, 
daß der innerparteiliche Kampf bis zum Siege über die Militaristen zu- 
+ückgestellt werden müßte, um dann aus dem ganzen Reich die Ver- 
'reter zu berufen und das Programm der Partei auszuarbeiten. Die 
Genossen hörten aber nicht auf meine Worte, sie versuchten mit Waffen- 
sewalt den Streit zu lösen. Den kommunistischen Genossen muß ich 
mit Bitterkeit raten: „Wenn Eure revolutionären Methoden nicht voll- 
ständig mit der Revolution auf der Grundlage der drei Prinzipien der 
Kuomintang zusammenfallen, so würde ich Euch bitten vorübergehend 
zus der Front der nationalen Revolution auszuscheiden und in der Ar- 
beiter- und Bauernbewegung den Klassenkampf einzustellen, um die 
Entstehung einer falschen Vorstellung von Euren Handlungen als Hand- 
lungen zu vermeiden, die die national-revolutionären Kräfte im Rücken 
entblößen. Im anderen Falle werden beide Parteien der national-revo- 
lutionären Bewegung geschlagen werden, die Militaristen werden wieder 
berechtigt sein, von ihrer Wiedergeburt zu träumen. Auch die Imperia- 
‚isten werden ihrerseits die Tätigkeit fortsetzen, und die Hoffnung auf 
die Vernichtung der ungleichen Verträge wird schwinden, 
Die Genossen aus der Sowjetunion sind nach China gekommen, um 
der nationalen Revolution zu helfen, Wenn man jetzt fälschlicherweise 
slaubt, daß diese Genossen geheime Pläne schmieden, so ist es besser, 
sie gehen beizeiten, Im anderen Falle kann das frühere gute Verhältnis 
zu den Genossen aus der Sowjetunion sich in Haß verwandeln. Um die 
guten Gefühle des chinesischen Volkes den Sowjetgenossen gegenüber 
zu erhalten und zu verhindern. daß das Volk micht dem Vermächtnis 
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