Truppen ein Machtmittel sind, um der Bevölkerung Steuer zu erpressen, um
sich persönlich zu bereichern, Viele Generäle sind dank diesem System
schwerreiche Leute geworden, Teilhaber von Großunternehmungen, Besitzer
von siebenstelligen Bankkonten, Die nationale Revolution hat weder das
System der Steuererpressung durch den Apparat der Armee, noch das Werbe-
system von Soldaten, noch die Wechselbeziehungen zwischen Armee und
Bevölkerung an der Wurzel geändert, Jeder Truppenteil ist ein selbständiges
Unternehmen. Verständigt sich der Inhaber des Unternehmens, der General,
mit der Revolution oder Konterrevolution, so schließt er sich mit seinen
Söldnern der jeweiligen Partei an und hütet eifersüchtig seine „Unabhängig-
keit vor Eingriffen nicht nur der Zivil-, sondern auch der Militärbehörden.
Dieses mi’tärische System hat im Verlaufe des nördlichen Feldzuges die
Vergrößerung des Heeres von anfänglich 6 auf 40 Korps ermöglicht, dasselbe
System. birgt aber gleichzeitig die größten Gefahren in sich, weil die mili-
tärischen Machthaber jeden Augenblick der Revolution in den Rücken fallen
können und jedenfalls stets bereits sind, die Bajonette gegen die Arbeiter
und besonders gegen die Bauern zu richten, deren Bewegung ihren materiellen
Wohlstand unmittelbar bedroht. — Das war die Lage bei unserer Ankunft,
Anfang April fand im Hauptquartier Tschangkaischeks eine Beratung
der prominenten Führer der rechten Kuomintang statt, an der sich auch der
krank gemeldete Kommandeur der 4, Division, das militärische Haupt der
Provinz Kwangtung Litisin, und einer der reaktionärsten Führer der Kuo-
mintang in Kwangtung, Huansiansing, beteiligten. Die Konferenz selbst und
die Teilnahme Litisins wurde streng geheim gehalten. Auf der Konferenz
hatte man — wie aus den Aktionen ersichtlich — beschlossen, sofort zu
handeln, den revolutionären Arbeiter- und Bauernorganisationen einen ent-
scheidenden Schlag zu versetzen. Wie gründlich alles vorbereitet und organi-
siert war, ergab die Tatsache, daß überall fast gleichzeitig losgeschlagen
wurde, In Schanghai überfielen die Truppen auf Befehl Tschangkaischeks
die Arbeiter am 12, April, in Kanton, Swatou, Amoe und in vielen anderen
Küstenstädten begann die Offensive gegen die Kommunistische Partei und
die Arbeiter- und Bauernorganisationen am 14, und 15, April, Die Vor-
bereitungen wurden streng geheim gehalten, Wohl schwirrten in Kanton
Gerüchte von einem bevorstehenden Angriff der Konterrevolution umber.,
Aber niemand wußte etwas bestimmtes, Daher endete der militärische Ueber-
fall mit dem Erfolge der Reaktion.
Die Ereignisse in Kanton entwickelten sich wie folgt, Wir trafen in
Kanton am 14. April um 3 Uhr nachmittags ein. Wir ahnten selbstverständ-
Mich nichts, stiegen als Sowjetbürger, die sich auf dem Territorium einer
befreundeten Revolution befanden, im Hotel ab und versuchten sofort mit
den Vertretern des Chinesischen Gewerkschaftsbundes die Verbindung auf-
zunehmen, Sie sagten uns, daß die Lage in Kanton sehr gespannt wäre, die
Kommunisten sich in die Illegalität zurückziehen mußten und Zusammen-
stöße jeder Art möglich wären, Wir verabredeten mit den chinesischen und
den Genossen der Sowjetkolonie eine Begegnung am nächsten Tage. In der
Nacht wurden die wichtigsten strategischen Punkte von militärischen
Truppenteilen besetzt, man riegelte nach einem bestimmten Plan die ein-
zelnen Stadtteile ab und begann mit der systematischen Entwaffnung der
Streikposten und der Zerstörung der gewerkschaiftlichen Organisationen, An
der Entwaffnung und am Ueberfall auf die Gewerkschaften beteiligten sich
ebenfalls aus Mitgliedern des Mechanikerverbandes und der Gewerkschalfts-
föderation Kwangtung gebildete Wehren, die unter dem Schutz des Militärs
gemeinsam mit den Soldaten und Polizisten an den politischen Gegnern
CH