AUSNÜTZUNG TECHNISCHER BETRIEBSEINRICHTUNGEN 109
zu gewinnen. Allerdings muß man dabei den kaufmännischen
Grundsatz aus der Kriegs- und Inflationszeit verlassen: Klein-
ster Umsatz, größter Nutzen, der auch heute noch in vielen
Köpfen spukt, und zu dem gesünderen Vorkriegsprinzip
zurückkehren: Kleiner Nutzen, großer Umsatz! Mit diesem
Grundsatz haben nämlich unsere Väter die großen Vermögen
verdient, die uns die Inflationsmacher gestohlen haben. Ich
erwähnte schon das nachahmenswerte Beispiel des Frankfurter
Hofes. In dem zweiten Musterbeispiel, der Anzeige über das
Jubiläums-Cuvede 1876/1926, zeige ich, wie hier gleich zwei
außergewöhnliche Anlässe werbetechnisch ausgewertet wurden:
das 50jährige Jubiläum und die vorübergehende Steuerfreiheit
des Sektes (in der ersten Hälfte des Jahres 1926). Obwohl ich
nicht gern aus der Schule schwaltze, erwähne ich doch, der
Belehrung wegen, daß in der kurzen Zeit vom 11. Juni bis
30. Juni 1926, dank der geschickten Reklame, 7800 Flaschen
von diesem Jubiläums-Cuvee verkauft wurden. Ohne die kluge
werbetechnische Auswertung wären sie Vielleicht in den
Kellereien liegen geblieben.
Schließlich sei der ‚Wäschereianlage gedacht. Auch ihre
Schaffung hat viel Geld gekostet, und ihre Inbetriebhaltung ist
vielfach zum Sorgenkind geworden, weil die Wäschereianlage,
mit ihren Nebensparten, der Büglerei und Ausbesserei, infolge
des Rückganges des Beherbergungsgeschäftes sich nicht mehr
rentiert. Also sollte an Rationalisierung des Betriebes gedacht
werden. Es ist mir auch hier möglich, an Hand eines Beispieles
aus der Praxis zu beweisen, daß dieser Gedanke sich durch-
führen läßt, und ich kann zugleich die ebenso praktische
Methode für Ausnützung des Gedankens durch wirkungsvolle
Reklame veranschaulichen. Das Regina Palast Hotel in München
hat eine sehr schöne und sehr praktische neue Wäschereianlage.
Was nützt aber die schönste und mustergültigste Anlage, wenn
die Fremdenverkehrsstatistik uns mit ihrer brutalen Offen-
herzigkeit verrät, daß die Anlage sogar in den Monaten einstigen
Hochbetriebs nicht mehr voll ausgenützt werden kann? Daß
sie also wahrscheinlich mehr kostet, als sie einzubringen vermag!
Die Fremdenverkehrsstatistik erzählte uns wohl, daß die Zahl
der Fremden in München von 38.596 im April 1926 auf 53,861
im Mai, also um 15.265 gestiegen war. Die Statistik verrät aber
ferner, daß, trotz dieser erfreulichen Steigerung der Besuchs-
ziffer, jedes Münchner Fremdenbett im Mai 1926 durchschnitt-