Full text: Das Hotel- und Gastgewerbe

FEUILLETONISTISCHE WERBUNG FÜR EIN MONDÄNES ETABLISSEMENT 257 
Das anscheinende Wunder ging ganz natürlich zu. Es unterschied sich 
dadurch wohltuend vom Rock jenes dreihundertpfündigen Kurgastes von 
Marienbad, der bei der Morgentoilette stöhnend erklärte: „Alles auf der 
Welt geht natürlich zu, nur mein Rock geht natürlich nicht zul“ Des 
Züricher Reklamegewaltigen einstiges Heim ist nämlich seit Anfang 
letzten Jahres in einen Kursaal umgewandelt worden. Es wurde ganz 
einfach „der“ Kursaal, der Zürich bisher immer gefehlt hat. Eine inter- 
nationale Fremdenstadt wie diese uralte Ansiedlung an den Ufern der 
Limmat und den CGestaden des Zürichsees braucht einen Konzen- 
trationspunkt. Es ist verwunderlich genug, daß erst das Jahr 1926 heran- 
kommen mußte, um die internationalste Fremdenstadt der Schweiz mit 
einem eigenen Kursaal zu schmücken. Absichtlich sagte ich: „ZU 
schmücken!“ Denn dieser Kursaal, mit seiner geschmackvollen, vor 
nehmen Fassade, mit seinem einzig schönen Treppenhaus, mit seinen 
entzückenden, stimmungsvollen und unvergleichlichen Innenräumen, dem 
großen Festsaal, der originellen Bar, den schönen Restaurationsräumen, 
ist wirklich ein Schmuck der an interessanten Gebäuden so reichen 
Limmatstadt. Der alte Henneberg, der Schöpfer des Hauses, würde sich 
gewiß freuen, sein Heim einem solchen Zweck dienstbar gemacht zu 
sehen, denn er hat, wie ich schon einmal betonte, jahrelang durch seine 
geschickten Reklamen indirekt für Zürich geworben und es „in der 
Leute Mund gebracht“. 
Am 1. Oktober 1926 hat sich in diesem schönen Züricher Kursaal ein 
bemerkenswerter Wandel vollzogen. Die Oberleitung ging in die Hände 
eines tüchtigen und bewährten Hotelfachmannes über, dessen Name in 
der Schweiz selbst und in vielen anderen Ländern einen sehr guten Klang 
hat. Diesen vortrefflichen Klang hat S. H. Gottlieb sich namentlich 
während seiner dreizehnjährigen Tätigkeit als Direktor des Hotel Baur 
en ville (Savoy) in Zürich erworben. Sein Name ist mit der Entwicklungs- 
geschichte des Hotels verbunden, und vielen Gästen dieses Hauses stehen 
jene Jahre noch in angenehmer und dankbarer Erinnerung, da Herr 
Gottlieb dem Baur en ville seinen Geist aufgeprägt hatte. Wenn ich dann 
noch daran erinnere, daß Herr Gottlieb vorher acht Jahre lang Maitre 
d’hötel im weltbekannten Hotel Baur au lac war, so ist damit genug 
gesagt. Jeder Kundige weiß, daß die Geschicke des neuen, wunder- 
Schönen Kursaals in Zürich einem Manne anvertraut wurden, dessen bis- 
herige Tätigkeit Zeugnis dafür ablegt, daß er die unvermeidlichen 
Schwierigkeiten, die unter den heutigen‘ wirtschaftlichen Verhältnissen 
keinem schweizerischen Kursaal erspart bleiben, mit Geschick und Tat- 
kraft zu überwinden wissen wird. 
Die wirtschaftliche Leitung des Kursaales hat Herr Gottlieb seinem 
früheren Oberkellner Moll anvertraut. Die Herren Gottlieb und Moll 
haben ‚gerade auf jenen Gebieten besondere Spezialerfahrungen, die bei 
einem gut geleiteten Kursaal obenan stehen müssen. Es sind: gepflegte, 
internationale Küche, exquisiter Keller, eine Bedienung, die den Durch- 
Schnitt weit überragt, sowie last but not least Geschicklichkeit im Arran- 
gieren und in der Durchführung von Festen und Veranstaltungen aller 
Art. Wer in diesen Dingen Meister ist und über eine gründliche „eX- 
Perlence‘“ verfügt, wie es in der Hotelfachsprache heißt, dem wird und
	        
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