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DAS HOTEL- UND GASTGEWERBE
ein, zwei und mehr ganze Seiten übrig haben), die einem ihrer
Langweiligkeit und ihres oft schrecklichen Stils halber zuweilen
die Stiefel ausziehen. Selbstverständlich habe ich mich nur an
solche Fachkreise gewendet, die mit dem Hotelgewerbe Fühlung
haben und vielfach von ihm in Nahrung gesetzt werden. Die
Probearbeiten geben gute Anleitung, worauf es ankommt und
wie derartige Notizen und Artikelchen aufgezogen werden
müssen.
Für Fachzeitschriften der Maschinenbau-Industrie.
MASCHINENINDUSTRIE UND HOTELGEWERBE
Es würde volkswirtschaftlich interessant sein, wenn einmal zahlen-
mäßig festgestellt werden könnte, in welchem Ausmaße die Maschinen-
industrie seit Kriegsende für das Hotelgewerbe beschäftigt gewesen ist.
Die Ziffern würden infolge ihrer Höhe verblüffen. Außerordentlich groß
ist die Zahl der Hotels, die im Laufe der letzten acht Jahre Zentral-
heizung, Anlagen für fließendes kaltes und heißes Wasser, Privatbäder,
neue Küchen-, Konditorei. und Bäckereianlagen, Kühlanlagen mit Eis-
versorgung, Wäschereianlagen, Personen- und Gepäckaufzüge, Gasküchen-
anlagen, Haus- und Ferntelephon, Entstaubungsanlagen, Entlüfter, Licht-
signalanlagen usw. einrichten ließen. Den Spezialfabriken der ge-
nannten Zweige sind ganz bedeutende Aufträge zugeflossen. Nicht minder
groß dürfte der indirekte Nutzen für die Maschinenindustrie sein dadurch,
daß unsere schönen, in der ganzen Welt bekannten Hotels beim Bau und
der technischen Einrichtung von Gasthöfen des Auslandes häufig als
Muster dienen. Gar mancher große Auslandsauftrag ist der Maschinen-
industrie zugeflossen, weil die Anlage in irgendeinem deutschen Hotel den
Anreiz dazu gab. An diese Zusammenhänge mußte ich denken, als mir
Gelegenheit geboten war, anläßlich des fünfzigjährigen Bestehens des
Hotels Frankfurter Hof in Frankfurt a. M. intimen Einblick in alte
Dokumente aus der Gründungsgeschichte zu nehmen. 5,400.000 Mk.
betrug das Gründungskapital dieses alten und doch so jungen, weil hoch-
modernen Hotels. Davon wurden 850.000 Mk. für die Inneneinrichtung
und das Inventar ausgegeben. Auf Maschinenanlagen entfiel kein allzu-
großer Betrag, denn der geniale Ausbau der betriebstechnischen Anlagen
kam erst später. Obwohl das genannte Hotel sich in seiner äußeren Gestalt
fast nicht verändert hat, machte es, wie viele andere Hotels, im Innern
Umwandlungen durch, die sprechende Zeugen für den gewaltigen Fort-
schritt der Hoteltechnik sind. Alle vorstehend aufgeführten Anlagen sind
im Frankfurter Hof zu finden, und zwar in mustergültiger Ausführung,
die unsrer Maschinenindustrie alle Ehre macht. Eine Einrichtung fand
ich sogar, die meines Wissens noch kein anderes deutsches Hotel hat:
fließendes Eiswasser in einem Teil der Fremdenzimmer,
Weshalb ich diese Jubiläumsgeschichte erzähle? Weil ich auf etwas
hinweisen will, was man in Deutschland noch viel zu wenig kennt und
würdigt: den volkswirtschaftlichen Wert des nationalen und inter-
nationalen Fremdenverkehrs und dessen engen Zusammenhang mit der