28
DAS HOTEL- UND GASTGEWERBE
Weinhandel mit dem Hotelgewerbe stehen. Besonders deutlich wurde
dieser Zusammenhang durch die Not der Winzer veranschaulicht, mit
der Hand in Hand eine Not des Hotelgewerbes ging. Nur haben sich
die Hotelbesitzer, zu ihrem Schaden, seither den Wahlspruch Kaiser
Friedrichs zu eigen gemacht: Lerne leiden, ohne zu klagen! Ohne die
Not der Hotels, hervorgerufen durch krasse Überlastung mit Steuern und
erschreckenden Rückgang des Konsums, hätte auch die Not der Winzer
niemals jene beklagenswerte Höhe erreichen können, — Eines der
schönsten deutschen Hotels, der Frankfurter Hof in Frankfurt a. M., be-
ging am 25. Juni 1926 die Feier seines 50jährigen Bestehens. Blicken
wir einmal auf die Gründungsperiode zurück. Frankfurt hatte damals
nur rund 100.000 Einwohner. Wirklich großzügig und wagemutig waren
die Schöpfer dieses Hotels, denn ein Gründungskapital von 5,400.000 Mk.
war in jener Zeit ein Riesenbetrag. Deutschland befand sich erst im
Aufstieg, sein späteres großes Nationalvermögen mußie noch verdient
werden. Auf Inventar und Einrichtung entfielen von diesen 5% Millionen
850.000 Mk., als Betriebsfonds blieben 325.000 Mk. übrig. Sehen wir uns
einmal die erste Weinbestellung der Gründer an: bei F. J. Müller in
Eltville 1 Stück (1194 Ltr.) 1868er Hattenheimer für 1810 Mk. und
% Stück (598 Ltr.) 1868er Kiedricher Sandgrub für 2440 Mk.; bei A. Keyl
& Co. in Bordeaux 30 Oxhoft 1870er Medoc ä 225 Mk., 30 Oxhoft
1870er St. Julien A 350 Mk., 10 Oxhoft 1870er Margaux a 550 Mk. und
für 7100 Mk. feine Bordeauxweine und Cognaks. Mit dieser in damaliger
Zeit bedeutenden Bestellung vergleiche man die heutigen Riesenvorräte
in den Kellereien der großen Hotels. Es wäre zu wünschen, daß sowohl
die Regierungen als auch unsere politischen Parteien die große Be-
deutung eines regen nationalen und vor allem auch internationalen
Fremdenverkehrs erkennen und entsprechend handeln. Durch seine
Förderung und Pflege würde dem deutschen Weinbau und Weinhandel
ebenfalls geholfen. Es ließe sich noch ein interessantes Kapitel darüber
schreiben, in welch großem Maße die Welthotels zum Weinexport bei-
tragen. Man würde staunen, wenn man erführe, welche bedeutenden
Weinbestellungen von ausländischen Gästen während ihrer Anwesenheit
in unseren Hotels getätigt werden. Der Frankfurter Hof könnte Inter-
essantes über diesen volkswirtschaftlich so wertvollen Export erzählen.
Für Fachzeitschriften der Wäschebranche.
DER LEINENSCHATZ DES HOTELS
Die volkswirtschaftlich so außerordentlich wichtigen und wertvollen
Zusammenhänge zwischen Industrie, Handel und Handwerk sowie dem
Fremdenverkehr und Hotelgewerbe treten nach außen leider nicht deut-
lich genug in Erscheinung. Wer Gelegenheit hat, einen tieferen Einblick
in das Hotelgewerbe zu gewinnen, der begreift erst, warum unter den
deutschen Industrien und Gewerben das Hotelwesen in seiner volks-
wirtschaftlichen Bedeutung an dritter Stelle steht, warum einsichtsvolle
Volkswirte Pflege und Förderung des nationalen und vor allem auch
internationalen Fremdenverkehrs predigen und fordern. Am 25. Juni
1926 beging das Hotel Frankfurter Hof in Frankfurt a. M. das Fest