Full text: Das Hotel- und Gastgewerbe

DAS HOTEL- UND GASTGEWERBE 
8. DER REIM IN DER REKLAME 
Schüchtern waren die Anfänge. Den zuweilen recht holprigen 
Versen merkte man es an, daß der Ritt auf dem Pegasus noch 
ungewohnt war und Mühe machte. Von einem wirklichen 
„Gedicht“ konnte man bei den Erstlingen der gereimten 
Reklame kaum sprechen. Es waren mehr gereimte Schlag- 
worte, die uns zuerst versetzt wurden, und das alte Scherzwort: 
Reim dich, oder ich freß dich!, hatte gar oft Pate gestanden. 
Die Schlagworte (Amax allein, macht die Hände rein — Carmol 
tut wohl — Wasche mit Luhns, denn viele tun’s) haben aber 
gezeigt, daß diese Reklameform unter Umständen wirkungs- 
voller sein kann als großmächtige Anzeigen mit langatmigen 
Texten (die kein Mensch vom Anfang bis zu Ende liest), und 
damit hielt die gereimte Reklame ihren Einzug in den Blätter- 
wald. Wenn ich mich damit beschäftige, und wenn ich eine 
ganze Anzahl von Beispielen aus der Praxis des Lebens wieder- 
gebe, so geschieht es, um Anregungen zu liefern. Denn der Reim 
in der Reklame ist durchaus keine so einfache Sache. Es gehört 
zweierlei zu seiner Anwendung: Gute, originelle Ideen, die 
immer wieder neu geboren werden, und die Fähigkeit, auch 
wirklich klangvolle und klingende Reime zu schaffen. Denn 
damit allein ist es nicht getan, daß die Endsilben sich reimen 
(Liebe, Triebe, Hiebe, nach den berühmten Mustern aus der 
Maienzeit der grünen Liebe), sondern der Vers oder die Verse 
müssen auch den Regeln der Dichtkunst entsprechen und der 
Kritik standhalten können. 
Von besonderem Interesse ist, daß auch die Reklame selbst 
sich jetzt schon des Reims bedient, wenn sie sich empfiehlt. Ein 
paar Beispiele sollen das zeigen. 
Ein Werbefachmann (Ernst E. Rietzschel, München, Nym- 
phenburgerstraße 137) singt in geschickter Weise sein eigenes 
Lob. indem er zwei echte Münchner Typen, zeichnerisch vor-
	        
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