Full text: Die baltische Wirtschaft

Wir denken hier an die Märkte ulganlenS, Jugosia- edle A denjenigen Staaten zu konkurrieren, ‚welche 
wiens, Rußlands, Rumäniens und Deutschlands, : r die Ausfuhr nach den natürlichen europäischen 
‚ Von diesen Märkten ist der russische am wenigsten Märkten erschweren, ; 
bedroht, Jedoch gestatten die dort herrschenden Die Zahl der Länder, welche das polnische Eisen 
Verhältnisse Polen noch nicht, sich mit der Gewinnung größeren Mengen importieren, beträgt 25. Zu die- 
jieses Marktes ernstlich zu befassen. „Der deutsche ‚en Ländern gehören u. a.: Oesterreich, die Czechor!- 
Markt ist den Erzeugnissen der polnischen Eisen- ‚kei Rumänien, Ungarn, Jugoslawien, Lettland, Bul- 
industrie schon seit längerer Zeit verschlossen, und es ‚arien, Italien, Dänemark, Schweden, die Schweiz, 
ist schwer vorauszusagen, wann: diese Blockade, die olHand, England, Litauen, Finnland, Deutschland und 
schon fast drei Jahre dauert, aufgcheben aha NE Zußland. . . 
Es muß erwähnt werden, daß die Ausfuhr der polni- . . N . 
schen Hüttenerzeugnisse nach Deutschland, obwohl sie hg Ban tnbegn Kindern Sind als die 
Bur EINEN SEHEN Prozentsatz br Er aan . der inien, China, Britisch-Indien, Chile, Columbien And 
deutschen Hüttenindustrie ausmac en Roll AS a deru zu nennen. Hauptausfuhrartikel der polnischen 
der Gesamtausfuhr Polens eine große Rolle  Spielf. enindustrie sind: Eisenbahnschienen, . Handels- 
Die Ausfuhr. polnischer Walzerzeugnisse nach Deutsch- asen, Blech sowie Eisen. und Stahlröhren. 
land schwankte in den Jahren 1922, 1924 und 1925 7*"% 16 Eısen- u ; . 
um ca. 245.000 t jährlich. Die übrigen Märkte, von in engem Zusammenhang mit der Frage des Ex- 
denen oben die Rede war, bilden den Stein des An- orts der polnischen Eisenindustrie steht der Beitriti 
stoßes zwischen den Hüttenindustrien Polens, Oester- Dolens zum internationalen Stahlkartell. Die Verhand- 
reichs, der Czechoslowakei und Ungarns. Diese Un- ungen in dieser Angelegenheit, die bereits. über ein 
einigkeit ist auf die falsche Auffassung der polnischen ahr im Gange sind, haben bisher noch keine positiver 
£xpansion durch die czechoslowakischen Hütten, die rgebnisse gezeitigt, weil die von dem Kartell gestell 
an dem uneingeschränkten Zutritt zu diesen Märkten en Beitrittsbedingungen für Polen nicht annehmbat 
am Men Interessiert ve ENDE % Ent au DI Et ara N sich vor 
Es darf jedoch die Hoffnung ausgesprochen .wer- er weitragenden Bedeutung der‘ Verständigung . au 
den, daß le Frage der Balkanmärkte Eder Zukunf‘ virtschaftlichem Gebiet vollkommen bewußt. Auch 
ohne: besondere Opfer für irgendeinen der Konkurren: ünscht sie sich daran aktiv zu beteiligen. In diesem 
ten gelöst werden wird. Die oben geschilderte schwie- ‘alle aber -lassen das: Wirtschaftsinteresse Polens und 
rige Lage auf den Polen am nächsten ‚gelegenen und lie Existenz der Eisenindustrie den polnischen Hütter 
somit natürlichen. Absatzmärkten ‚hatte zur Folge, daß lie Annahme der von dem Kartell diktierten Bedingun- 
die polnische Eisenhüttenindustrie seit. längerer‘ Zeit en, welche, wie es. ‚scheint, nur auf die falsche ‚Auf- 
gezwungen ist, den Ueberschuß ihrer Produktion nack assung über die Zwecke und. Bedürfnisse . der - pol 
den Ueberseeländern. zu exportieren und-dort. erfolg- ischen Eisenhütten zurückzuführen. sind, nicht zu. 
Die Entwicklung des polnischen: Kohlenexports 
wird zurzeit nicht nır von den unmittelbar Beteiligter 
mit wachsendem Interesse verfolgt, sondern gewinn! 
darüber hinaus in wirtschafts-politischer Hinsicht all. 
nämlich eine Bedeutung,“ welche die Aufmerksamkeit 
weitester Kreise auf diesen Zweig der polnischen Aus- 
fuhr lenkt. . Der Widerhall, der beispielsweise in letzter 
Zeit aus englischen Fachblättern über diesen oder 
jener Erfolg der polnischen Kohle herüberdringt und 
im Unterton meistens eine‘ nur schlecht verhehlte Ver: 
stimmung‘ über‘ die deuerstandene rührige. Konkurrehz 
zeigt, beweist mehr als alle anderen Tatsachen, daß 
die polnische Kohle im Wettbewerb um die Märkte 
als sehr ernst zu nehmender Konkurrent: zu bewerten 
ist. B » 
Soweit auf der einen Seite das Faktum.des pol- 
nischen Kohlenexports bekannt ist, so wenig weiß 
andererseits im ‚allgemeinen selbst der Fachmann über 
Wesen und Struktur der einzelnen polnischen Kohlen- 
produzenten, . 
Die „Baltische Presse“ hat bereits verschiedent- 
lich in. ihren Spalten Stimmen über Kohlenexport-Fra- 
gen zu Wort kommen lassen, aus der Erwägung. her: 
aus, durch öffentliche Erörterung und Behandlung der- 
artiger Themen das allgemeine Verständnis in dieset 
Beziehung zu fördern. In diesem Sinne soll es Zweck 
und Aufgabe der folgenden Ausführungen sein, auf 
sinen Kohlenproduzenten hinzuweisen, welcher zu den 
bedeutendsten ‘Polens zählt, nämlich die polnischen 
Staatsgruben in Oberschlesien. 
Die Gesamtgröße des fiskalischen Besitzes ar 
Steinkohlenfeldern in dem oberschiesischen Teile deı 
Wojewodschaft Schlesien beträgt 35.320 ha. Der 
Kohlenvorrat auf diesem Terrain wird auf 9 Milliarden 
Tonnen geschätzt. Der überwiegende Teil der Stein 
kohlendistrikte liegt in einem zusammenhängende 
Komplex bei Rybnik und ist bisher bergbaulich noch 
nicht erschlossen. . Der Abbau beschränkt sich zurzeii 
auf 3 Bergwerke, und. zwar Krölewska-Huta, Grube 
„Kröl“ früher „König“, „Bielszowice‘“, früher „Rhein- 
baben‘“ sowie „Knurow“ und erfolgt durch die Pacht- 
gesellschaft, die „Polskie Kopalnie Skarbowe na Gör- 
aym Slasku, Spötka Dzierzawna, Spölka Akcyjina w 
Katowicach — Societ& Fermiere des Mines Fiscales de 
FEtat Polonais ein Haute-Sil&sie, Societ& Anonyme a 
Katowice‘“ mit dem Sitz in Krölewska-Huta, nach ihrer 
Drahtanschrift im Verkehr kurz „Skarboferme‘“ ge- 
mannt, an welcher der Polnische Staat und französi- 
sches "Privatkapital zu gleichen Teilen partizipieren. 
= Mit einer Jahresförderung von circa 3 Millionen 
Torinen steht die „Skarboferme‘“ an der Spitze alleı 
oberschlesischen Kohlenproduzenten und erreicht unge- 
fähr 11 Prozent der Gesamtproduktion des ’©oberschle- 
sischen Steinkohlenreviers. Die Grube „Kr61“ 
(König),.seit mehr als 125 Jahren im Betrieb, besteht 
aus 4 selbständigen Schachtanlagen, dem Ost-, 
West-, Süd- und Nordfeld, und ist die größte Polens: 
Die Anlagen auf „Bielszowice‘“ (Rheinbaben) und 
„Knuröw‘“ sind-dagegen jüngeren Datums. Der letzt- 
genannten Grube ist eine Kokerei angeschlossen, die 
mit 240 Koksöfen und einer jährlichen Produktion von 
circa 4 Millionen Tonnen Hüttenkokses, die größte 
Koksanstalt Polens ist. Die Kokerei besitzt eine voll 
die Qualität sämtlich unter der Markenklasse Ja und 
sind durchweg von anerkannter Güte.‘ Während die 
Iruben „Kröl“ und „Belszowice‘“ teils Flamm- teils 
Jaskohlen liefern, fördert „Knuröw“‘“ ausschließlich ein 
aochwertiges Gaskohlen-Material. 
Im Gegensatz zu. . verschiedenen , anderen .. ober- 
Chlesischen Produzenten vertreibt die „Skarboferme“* 
hre Erzeugnisse in eigener Regie, Der Absatz der ge- 
örderten Mengen vollzieht sich abgesehen vom Inland 
nach den. verschiedentlichsten Verbrauchsländern, wie 
Desterreich, Czechosiowakei;, Ungarn, Rumänien, 
!talien usw. Als mit. dem Ausfall Deutschlands ‚als Ab- 
ı1ehmer die polnische Kohle, andere Wege suchte .und 
m Ueberseexport fand, befanden sich unter den ersten 
Verschiffungen über Danzig nach den neuen Absatz- 
närkten Ladungen der Skarboferme. Seit diesem Zeit- 
yunkt hat die Ausfuhr polnischer Kohle über See einen 
Aufschwung. genommen, der die -kühiusten Hoffnungen 
n den Schatten gestellt hat. Im Verhältnis zu ihrer 
Produktion hat die „Skarboferme‘“ an dieser Entwick- 
ung einen bedeutenden Anteil. 
Mit dem Anwachsen des Exportgeschäfts und aus 
ler Notwendigkeit, die Bearbeitung sämtlicher mit der 
/erschiffung der Ladungen. .im Zusammenhang stehen- 
lien Fragen zusammenzufassen, machte sich das .Be- 
Jürfnis nach einer. eigenen zentralen Abwicklungsstelle 
dringend geltend. . Zu diesem Zweck rief die „Skarbo- 
'jerme“ im Anfang ‚des Jahres 1926. eine eigene 
Niederlassung in Danzig unter dem Namen „Skarbo- 
pol“ Kohlenvertrieb aus. polnisch-fiskalischen Gruben 
n: Oberschlesien —— Spfzedaz wegla z Polskich Kopalrı 
Skarbowych na Görnym Slasku, Gesellschaft m; b. H. 
in Danzig, ins Leben, welche Firma seitdem die Gene- 
'alvertretung‘ für den gesamten Ueberseeversand der 
‚Skarboferme‘“ ist. Im dieser Eigenschaft fertigt die 
‚Skarbopol“ sämtliche‘ zur Verschiffüng * bestinmten 
Fransporte der‘ „Skarboferme* über Danzig und Gdy- 
Na ab, Die täglich wechselnde Lage erfordert ständige 
7ühlungnahme mit .den in Frage kommenden Behörden 
‚on: Eisenbahn und Hafenverwaltungen; um die, wich- 
ige Frage der Verschiffungstermine im direkten  Ver- 
sehr. mit. dem Befrachtern zu regeln, bezw. deren 
Wünsche: mit den‘ aus’ dem Verhältnissen‘ gegebenen 
Möglichkeiten in Einklang zu bringen,‘ Daneben wird 
lie Vermittlung‘ und Befrachtung von Schiffsraum’ für 
jgene und Rechnung der Kunden durchgeführt,‘ ” * 
Die Umschlagsarbeiten‘ selbst werden sowohl in 
3dynia als auch in Danzig durch besondere Speditions- 
irmen ausgeführt, wobei die Skarbopol die‘ Aufsicht 
md Kontrolle atsübt.‘ Es werden hierbei in Danzig 
ı1eben einer * "polnischen: "Speditionsgesellschaft * auch 
ılteingesesserne Stauereien‘ berücksichtigt,” deren jahre- 
ange-Erfahrung im Umschlag‘ von Massengütern: eine 
jachgemäße Ausführung verbürgt. In der Regel erfolgt 
ler Umschlag der Ladungen an öffentlichen Kaistellen, 
ür besondere Fälle werden auch private Umschlags- 
ınlagen hinzugezogen. +. 
Zır den Aufgaben der „Skarbopol“ gehört schließ- 
ich die Wahrnehmung der Interessen der „Skarbo- 
ierme‘ im Gebiet der Freien Stadt Danzig, wo. sich die 
Skarboferme. eines ausgedehnten Kundenkreises jn 
Aandel und Industrie erfreut. 
DIE POLNISCHE ZUCKERINDUSTRIE IM JAHRE 1927 
Oktober 
November 
Dezember 
Januar 
Februar 
März 
April 
Mai ; 
Juni 
Juli ; 
August 
September 
1925/26 1926/27 + 1927/28 
18 763 20983 ‘* 27058 
21400 :. 34 165 27 341 
27010 - 21172 32 208 
20776 "29742 24 659 
15 399 17 436 26 689 
24 551 22 542 37210 
20 040 26605 mm 
26 417 24990 175255 
16 405 26 098 
31742 32255 
21 228 ‘30 132 
23 524 22 940 
267-255 309 061 
1923 140482 ha 
1924 168 347 ,, ' 
1925 173950 „ 
1926 . 180452 
1927 198632 
Wenn dieser Zuwachs im Jahre 1927, wie man 
ieht, gegen 1926 — 10 v. H. betrug, so kam er in der 
irzeugungsziffer des polnischen Zuckers nicht zum 
\usdruck. . Die Erzeugung der Betriebszeit 1926/27 er- 
‘ab von einer Anbaufläche von 180 452 ha eine Zucker- 
)roduktion in Höhe von 5020 883 q, während das Er- 
‚ebnis der nächsten Kampagne bei der um ®.Prozeni 
rrößeren Anbaufläche nach neusten amtlichen Erhe- 
ungen fast dasselbe blieb, nämlich eine Erzeugung 
ron 5046552 q zeitigte. Bemerkenswert ist dabei 
laß das Erzeugungsresultat beider genannten Betriebs- 
‚erioden trotz des wachsenden Anbauareals kleiner aus- 
ijel, als die Erzeugung des Jahres 1925/26, die sick 
uf 5 180 092 q stellte. Der Grund dieser Erscheinung 
ind die Verheerungen, die sowohl 1926 wie 1927 der 
tübenschädling verursacht hat, der, Cercospora Beti- 
‘°ola genannt, in den letzten Jahren die Rübenbauer- und 
Zuckerkreise fast ganz Europas in Erregung versetzi 
at. 
Der erfreuliche stete Zuwachs des Verbrauchs ist 
#inerseits dem zunehmenden "allgemeinen Volkswohl- 
;tand,. andererseits einer intensiv betriebenen Propa- 
zanda der Zentralstellen der polnischen Zuckerindustrie 
:uzuschreiben. Da der Verbrauch aber immer noch im 
Vergleich mit anderen Ländern recht spärlich ist (gegen 
iO kg jährlich pro Kopf der Bevölkerung), So ist bei 
‚einem weiteren Zunehmen für die Zukunft mit einer 
steten und erheblichen Besserung auf diesem Gebiete 
zu rechnen. ; 
- Erklärlich ist, daß bei der Minderung oder wenig- 
;tens dem Stillstand: der ‚Erzeugung * einerseits, dem 
steten: Emporwachsen des Inlandsverbrauchs anderer- 
seits, der Exportüberschuß in den letzten jahren eine 
ühlbar sinkende Tendenz aufweist. Betrug die Aus- 
uhrmenge des polnischen Zuckers in der Betriebszeit 
1926/26 noch 236 202 Tonnen (in Weißwert), so sank 
ie 1926/27 auf 203 256 Tonnen und wird für die Jau- 
ende Betriebsperiode 142000 Tonnen nicht über- 
:teigen,. 
Dagegen trat während (dieses Zeitabschnitts ein 
teter Zuwachs des Inlandskonsums, an Zucker zutage, 
ler aus dem folgenden Verzeichnis ersichtlich ist (ir 
"onnen Weißwert):
	        
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