Full text: Die baltische Wirtschaft

Hafens sehr vorteilhaft, da sie eine größere Aus- 
nutzung der Tonnage gestattet, sowie Ladung für . die 
aus dem Hafen nach Polen zurückgehenden Eisenbahn- 
waggons. Ein vollständiges Gleichgewicht zwischen 
Export und Import wird kaum jemals erreicht werden, 
da die Struktur des polnischen Außenhandels auf den 
Export von schweren Rohwaren und den‘ Import von 
Terugen Artikeln aufgebaut ist, In dem Export über 
den Danziger Hafeh nehmen die Kohlen, genätt wie im 
vorigen Jahre, den ersten Platz ein. Es wurden ins- 
esamt 4 103 173 t Kohlen ausgeführt (1926: 3 404 381 
B. Wie man sieht, hat sich der Kohlen-Export übe: 
den Danziger Hafen im letzten Jahre noch vergrößert 
wovon man auf die Entwicklungsmöglichkeiten diese: 
Exportartikels schliessen kann. Den zweiten Platz 
im Export nimmt Holz ein. Es wurden im abgelaufener. 
lähre 1.740365 t Holz ausgeführt (1926: 1389033 t) 
er Holzexport geht hauptsächlich - nach England. 
Der größte Teil der englischen Holzeinkäufe in Polen 
wird über den Danziger Hafen befördert. Danzig hat 
sich als Holzexport-Hafen einen guten Ruf geschaffen 
und die englischen Importeure kaufen am liebsten Holz 
in Polen durch die Vermittlung von Danziger Firmen, 
Danzig istheuteE der größte Holz- 
export-HafeninEuropa. Sn 
Außer ciesen Hauptexport-Artikeln. wurden im 
Lauie des Jahres 1927 über den Danziger Hafen ca. 
138 154 t Zucker, ca. 52 356 t Getreide, ca. 123 925 4 
Zement und ca. 40775 t Mineralöle. ausgeführt: 
Wenn sich der Getreide- und Zucker-Export aus 
Rußland vergrößern wird, so wird der Danziger Haten 
auch eine bedeutende Rolle in diesem Export, wie vor 
dem Kriege ‚einnehmen. ;Bei der Einfuhr nehmen die 
erste Stelle Erze und Schrott ein. : Die Erz-Einfuhr hat 
im größeren Umfange im Jahre 1926 begonnen. Die: in 
diesem Jahre eingeführten Mengen haben. 206 951 t be- 
iragen. Im Jahre 1927 ist die Erz-Einfuhr auf 335 601 
t gestiegen. Die Alteisen-Einfuhr hat im vorigen Jahre 
begonnen, sich rasch entwickelt und erreichte im gan- 
zen Jahre 293 835 t, Wenn man noch dazu die Men- 
gen von anderen eingeführten Metallen  hinzunimmt, 
so bekommt man insgesamt 709 637 t. Wenn man be- 
rücksichtigt, daß z. B. im Jahre 1925 von den Artikein 
dieser ganzen Gruppe nur ca” 100.000 t eingeführt wor- 
den sind, muß man anerkennen, daß ‘sich dieser Im- 
port im imponierenden Tempo entwickelt hat. Die 
Erz-Einfuhr über den Danziger Hafen richtet sich nicht 
hir nach Polen, sondern auch nach der Czechoslo- 
wäkei und Deutsch-Oberschlesien. Auf der zweiten 
Stelle, steht die Gruppe von Düngemitteln und Chemi- 
kalien-mit 345 598 t, was. im Vergleich zu 161441 t 
im Jahre 1926 einen großen Zuwachs bedeutet; Weiter 
folgen Lebensmittel, Kolonialwaren mit 251882 t und 
Heringe mit 91 115 t. Außerdem sind ca. 118962 t 
‚on verschiedenen Stückgütern eingeführt worden. 
Um den immer steigenden Verkehr. bewältigen zu 
können, arbeitet der Danziger Hafenausschuß eifrig an 
dem Ausbau des Hafens; Indem Jahren. 1925-27 sind 
vom Hafenausschuß folgende neue Anlagen im Hafen 
geschaffen: Es wurden zehn 7 t Kräne mit Greifern tür 
Erz- und Kohlen-Umschlag aufgestellt, darunter 4° im 
Freibezirk und 6 auf dem Weichselbahnhof, wo man 
eine neue Kaimauer in der Länge von 400 m und 8 m 
Tiefe am Ufer gebaut hat. Außerdem sind weitere 10 
Kräne von verschiedener Tragfähigkeit im Freibezirk, 
am Hafenkanal und auf dem Holm dem Umschlag über- 
geben. Von diesen Kränen‘ sind 4 Lokomotivkräne, 
was den Umschlag mit technischen‘ Mitteln in den 
Hafenteilen, wo keine festen Umschlagseinrichtungen 
vorhanden sind, ermöglicht. Demselben Zweck‘ dient 
auch der neugeschaffene Schwimmkran von 25 t Trag- 
Fähigkeit. Eine 6000 qm große Umschlagshalle für 
Stückgüter ist neu erbaut worden und dient dem Um- 
schlag und der Lagerung von Stückgütern. Außer den 
erwähnten neuen Anlagen, die durch ‚den Hafenaus- 
schuß "geschaffen wordeh sind, haben sich auch der 
Senat der Freien Stadt Danzig und die Privat-Firmen 
im großen Umfange an dem Ausbau des Hafens he- 
leiligt. 
Der oben besprochene Ausbau des Hafens hat sich 
aber als ungenügend für die Anforderungen des Ver- 
kehrs erwiesen. Der Hafenausschuß hat daher im 
Herbst vorigen Jahres mit dem Bau eines neuen Hafen- 
bassins in Weichselmünde-begonnen. Das Bassin wird 
450 m lang und 150 m breit, wird mit 3 modernsten 
Kippanlagen für Kohlen, sowie mit 3 Brücken für Erz- 
und Phosphat-Umschlag versehen werden. Es soll im 
lalıre 1929 bereits in Vollbetrieb genommen werden, 
IHE INTERNATIONAL SHIPBUILDING AND 
ENGINEERING CO. LTD.‘ 
(DANZIGER WERFT UND EISENBAHNWERKSTÄTTEN A.-G.), DANZIG 
Auf. der „Allgemeinen Landesausstellung“, welche 
vährend der Sommermonate in Poznarı stattfindet, wird 
‚eben vielen anderen Firmen die Danziger Werft in 
anz hervorragendem Maße vertreten sein. Sie wird 
nanche mustergültigen Erzeugnisse ihres reichhaltigen 
’abrikationsprogramms zeigen, woran das allgemeine 
'nteresse natürlich sehr groß ist. Da dieses Unter. 
jehmen, eines der größten des polnischen Wirtschafts- 
‚ebietes, für die polnische Wirtschaft von außerordent- 
icher Bedeutung ist, sei in Nachstehendem ein kurzer 
Jeberblick über die Entwicklung der Werft nach dem 
zroßen Kriege gegeben: 
Als nach. Unterzeichnung des Versailler Friedens- 
/ertrages die Reparationskommission an die Teilung 
der Objekte heranging, die einst Eigentum der preußi- 
schen. Regierung. waren, wurde die Danziger Werft Ge- 
zenstand vieler eifriger Bemühungen sowohl seitens deı 
Jolnischen Regierung, als auch.des Senates der Freien 
Stadt Danzig... Kein Wunder, War es doch das her- 
vorragendste Industrieunternehmen auf. dem Gebiete 
ler Freien Stadt Danzig, mit den vollkoinmensten und 
nehmens endete mit der Entscheidung der Reparations- 
kommission, die die Werke zur Hälfte der polnischen 
tegierung und zur Hälfte dem Danziger Senat zusprach, 
inter der. Bedingung, daß keine der beiden Parteien 
nnerhalb von 50 Jahren sie auf eigene Rechnung aus- 
autzen werde, Gemäß dieser Entscheidung wurde be- 
;chlossen, eine Internationale Gesellschaft zu gründen 
ınd ihr die Werke für diese Dauer zwecks Ausnutzung 
zu vermieten. Mehrere englische und französische Fir- 
nen meldeten sich zur Teilnehmerschaft, jedoch unter 
der Bedingung, daß die polnische Regierung der Ge- 
jellschaft einen gewissen Teil der Bestellung sichert. 
Jm die Bildung der Gesellschaft zustandezubringen, 
/erpflichtete sich Polen, ihr die Reparatur des‘ Eisen- 
)ahnparks, sowie. den Bat von neuen Lokomotiven zu 
ibertragen. ; 
_ Auf dieser Grundlage entstand im Dezember 192% 
lie Internationale -Schiffs- und Maschinenbau «Aktien- 
jesellschaft (The International Shipbuilding‘ and Engi- 
1eering Co Ltd.). Es nahmen an ihr Teil: englisches 
ind französisches Kapital je 30 Prozent, polnisches und 
‘ Dampfer „Estonia‘ 
nodernsten technischen Einrichtungen ausgerüstet, Ein 
/weites Objekt, um welches sich ebenfalls beide Par- 
'eijen bemühten, waren die Eisenbahnwerkstätten aul 
lem Troyl, ‚einstmals Renaraturwerkstätten der 
’reußisch-Hessischen Staatsbahnen. ; 
Die Danziger Werft, gegründet‘i, J. 1844 unter dem 
VYamen „Königlicher Korvetten-Depotplatz‘“, erweiterte 
ich schnell zu einer großen Kriegsschiffswerft unc 
var lange Zeit hindurch Hauptstützpunkt der preußi- 
schen Marine. Hier wurden unter anderem die beider 
zroßen Korvetten. „Arcona‘““ und „Gazelle“ gebaut 
uch wurden nach dem deutsch-französischen Kriege 
consequent. sämtliche neuesten technischen Errungen- 
schaften eingeführt; von hier aus gingen schließlich 
ois in.die letzten Jahre vor dem Kriege eine Reihe von 
Kriegsschiffen, sei es neugebauter oder reparierter, ir 
a “u 
Der Streit um die Nachfolgerschaft dieses: Unter- 
im Schwimmdock 
Janziger Kapital je 20 Prozent. Deutsches Kapital ist 
n der Gesellschaft überhaupt nicht vorhanden. 
Das polnische Kapital brachten 7 der namhaftesten 
bolnischen Banken auf, darunter: an erster Stelle Polski 
3ank Krajowy, aus der mit der Zeit die Bank Gospo- 
larstwa Krajowego ‚entstand, Außer den gewöhnli- 
chen Aktien. wurden auch sogenannte Nutzaktien her- 
ausgegeben, von denen die polnische Regierung den 
zanzen Polen zufallenden‘ Teil erhielt, und deren Divi- 
dende gewissermaßen die. Mietsrate für die Vermietung 
der Werke bildete. 
Die polnische Regierung ist mithin an der Danziger. 
Werft dreifach interessiert, und zwar: 1) als Mitin- 
naber der Werke, 2) als Inhaber von Nutzaktien, 3) als 
Inhaber von gewöhnlichen Aktien. 
.. Die Internationale Gesellschaft baut in erster Linie 
als Haupterzeugnis Schiffe aller Art für See- und Bin- 
Kompressor- 
loser Diesel- 
motor 
360 P, S. für 
das E-Werk 
Oströw 
Der durchgeführte Ausbau der Anlagen in Danzig 
hat. größtenteils die Schwierigkeiten aus dem Jahre 
1926, die beim Umschlag von Maßengütern eingetreten 
sind, beseitigt. Nach Fertigstellung des neuen Bassins 
wird sich das Löschen und Laden noch reibungsloser 
zestalten und es werden sicherlich keine Klagen auf 
Mißstände im Danzifer Hafen mehr zu hören sein.
	        
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