Drittes Kapitel.
Wenn wir uns vorsetzten, die Entwicklung der Anschau-
ungen über die Wechselkursentstehung in Deutschland für die
Kriegszeit und eine gewisse erste Nachkriegszeit zu zeichnen,
so denken wir dabei zwanglos chronologisch vorzugehen und
aus der Betrachtung der gewählten Beispiele die allmähliche
Erkenntnis des aktuellen Falles und die alsbald daran ge-
knüpfte allgemein theoretische Besinnung Stadium für Stadium
erstehen zu lassen.
Wir beginnen, da es sich so von selbst ergibt, zur
Schilderung des ersten Stadiums, d. i. der im Anfang un-
serer Betrachtungszeit herrschenden Betrachtungsweise, mit
einer Aeußerung der Reichsbank. Ihr Verwaltungsbericht
für 191& gibt folgende Darstellung der damaligen wirtschaft-
lichen Lage Deutschlands: «Die Heeresverwaltung als haupt-
sächlicher Arbeitgeber» bewirke durch ihren Bedarf «eine fort-
schreitende Abnahme der Lagerbestände, einen raschen Absatz
der erzeugten Fabrikate, sowie einen schnellen Verbrauch der
neugewonnenen Rohstoffe» und übe «damit auf die Gestaltung
der Verhältnisse am Geldmarkt fortgesetzt einen über die Er-
wartung günstigen Einfluß» aus.
«Eine eigenartige Neugestaltung» des Kreditwesens «gehe
damit Hand in Hand»: An Stelle des Friedenskreditbedarfs pri-
vater Arbeitgeber sei «in großem Umfang der Kreditbedarf des
nunmehrigen größten Arbeitgebers, des Reichs» getreten. Der
Reichsbank durch Diskontierung von Reichsschatzanweisungen
zunächst entnommen, werde der Kredit dann durch Auflegung
langfristiger Kriegsanleihen auf den Kapitalmarkt übertragen.
Nachdem weiter die in die Berichtszeit fallende Erhöhung
des Notenumlaufs u. a. durch Verteuerung der Lebenshaltung
erklärt, und — kommentarlos — eine andauernd gewaltige Stei-