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ihr gegenüber richtig zu verhalten; auch die sogenannte Antreiberei
ist an manchen Unfällen schuld. Es tut daher eine systematische
Propaganda not, um die Aufmerksamkeit der Arbeiter auf die
Möglichkeit der Gefahr zu lenken und ihn derart zu erziehen, daß
er sich unbewußt vorschriftsmäßig verhält; es gilt den Kampf gegen
Gleichgültigkeit, Sorglosigkeit, Leichtsinn. Aber lange Ausführungen
über die Verhütung von Unfällen werden kaum gelesen, und wenn,
so machen sie wenig Eindruck; wirksamer ist eine geschickte
Bilderreklame gegen Unfälle, wie sie in den Vereinigten Staaten,
in England, in Deutschland und nun auch in Österreich gehandhabt
wird. Da sind z. B. die Bilder, welche die deutsche Unfallverhütungs-
bilder A. G., in der Unternehmer und Arbeiter gemeinsam arbeiten,
herausgibt. Wie aber dem Verfasser ein Funktionär (Dr. Erben) der
Österreichischen Alpinen Montan A. G. mitteilte, wirken manche der
deutschen Bilder zu kraß, erzeugen im Arbeiter Angst vor der
Maschine oder Arbeit; psychologische Versuche ergaben, daß
80 Prozent der damit befaßten Arbeiter diese Art von Plakaten
abgelehnt haben; besser sei es, auf den Verstand als auf die
Angst zu wirken, zu zeigen, wie eine Arbeit richtig, ohne Gefahr
auszuführen ist, und wie sie falsch, mit Gefahr verbunden, aus-
geführt wird und welche Folgen dies hat.
Die Schweiz hat eine Einrichtung, die geeignet ist, den Unfällen
wirksam zu begegnen: die gesetzliche Bestimmung, daß nicht bloß
Betriebsinhaber, die vorgeschriebene Verhütungsmaßregeln nicht ein-
führen, sondern auch Arbeiter gestraft werden (mit Geld), die sich dieser
Vorrichtungen nicht bedienen. Am rationellsten ist wohl eine wirklich
arbeitende Unfallverhütungskommission oder Fachausschüsse,
von Unternehmern, Arbeitern und Ingenieuren beschickt, wie sie die
deutschen Berufsgenossenschaften der Unfallversicherung kennen,
die vielfach sehr erfolgreich arbeiten. Zum Beispiel wurde Zahl und
Schwere der Unfälle in einer Hochbauberufsgenossenschaft weit
unter das errechnete Ausmaß herabgedrückt, so daß auch die Umlage
ıinter dem Betrage zurückblieb, den die (bloß rechnenden) Mathe-
matiker kalkuliert hatten. In Österreich gab (und gibt) es nur Territorial-
anstalten, so daß die rein fachliche Bekämpfung der Unfälle arg
vernachlässigt wurde; auch die Verhütungskommissionen gelangten
zu keiner rationellen Tätigkeit.
Eine besonders wirksame Unfallpolitik treibt man in den Ver-
zinigten Staaten. Es gibt da einen eigenen großen National Safety