Full text: Wirtschaftlichkeitslehre

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6. Rationalisierung in Industrie und Gewerbe. 
Die Rolle der Technik und der Maschine. 
Die Industrie ist die älteste Domäne der Rationalisierung, wo 
liese bisher auch die größte Verbreitung fand und von wo sie erst 
auf die übrigen Wirtschaftszweige übergriff. Der moderne Fabriks- 
betrieb war selbst schon eine Art Rationalisierung des älteren Hand- 
werkes und der Manufaktur, als man motorische Kraft und 
Arbeitsmaschinen an Stelle der Handwerkzeuge zu benützen 
ernte. Damit war auch die Entstehung und Verwendung größerer, 
einheitlich disponierter Kapitalien verbunden, aber auch die zu- 
nehmende Abspaltung der Arbeiter, später auch der Angestellten, 
von den Produktionsmitteln, ihre seelische Entfremdung vom Betriebe 
und damit auch ihre politisch benützte Gegnerschaft zum Betriebe 
und zu dessen Eignern und ihrem Besitz (»>Kapital«). Die fabriks- 
mäßige Produktion mußte Massenproduktion sein, verbilligte die 
Produkte und erweiterte gewaltig ihren Absatz, auch ins Ausland 
Expansion, Kampf um die Märkte). Man sagt oft, daß ohne diese 
verbilligte Massenerzeugung die stark vermehrte Bevölkerung nicht 
der nur unzulänglich versorgt werden könnte. Es ist aber gar nicht 
zu sagen, welche Entwicklung Bevölkerungszahl und Produktion 
genommen hätten, wenn jene technischen Voraussetzungen der 
Industrie (Motor und Arbeitsmaschine) nicht erfunden worden wären. 
Es ist müßig, diese hypothetischen Bilder weiter auszumalen, zumal 
viel wichtigere Gegenwarts- und Wirklichkeitsaufgaben gestellt 
sind: es gilt nicht weniger, als Mittel zu finden, um das ernstlich 
zestörte soziale und internationalwirtschaftliche Gleich- 
zewicht wiederherzustellen. Und da muß die Frage untersucht 
werden, ob uns nicht gerade die richtig verstandene und richtig 
angewandte Wirtschaftlichkeitsiehre solche wertvolle Mittel an die 
Hand gibt, ob nicht gerade die Technik, die, ohne es zu wollen, 
die soziale Frage aufgerollt hat, nicht auch die Mission hat, eine 
sefriedigende Antwort auf diese Frage zu geben. Wir werden später 
»soOziale Rationalisierung«) sehen, daß diese Antwort nur möglich 
st, wenn die Rationalisierung der Betriebe und der Arbeit von 
aeiden Gruppen — Unternehmern und Arbeitern — in verständnis- 
voller Gemeinschaftsarbeit durchgeführt wird. 
Daß die europäischen Industrien sich nunmehr auch intensiver 
nit Rationalisierung befassen, hat hauptsächlich zwei Gründe. Einer-
	        
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