Full text: Uruguay

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und den Landeskindern bemerkt (Sampognaro). Der Uruguayer 
ist wohlproportioniert und von gesunder frischer Gesichtsfarbe, 
Man rühmt der Frauen weiße Hände, ihre glänzenden Augen, ihr 
tiefschwarzes Haar, ihren schönen Wuchs; man lobt sie aber auch 
als züchtig und arbeitsam, als tugendreiche Gattinnen und sorgsame 
Mütter, welche es sich zur Ehre anrechnen, ihre Kinder selbst zu 
stillen, so. daß Ammen selten benötigt werden. Heiraten zwischen 
Fremden und uruguayischen Mädchen sind an der Tagesordnung. 
Der moderne Uruguayer vereinigte auf sich eine Reihe vorzüg- 
licher Eigenschaften jener Einwanderer, aus deren Blutmischung er 
entsproß. Vom Italiener überkam ihm sein Sinn fürs Praktische, der 
Franzose verlieh ihm eine bewegliche Intelligenz, Germanen und 
Briten statteten ihn mit Festigkeit und Initiative aus und die Spanier 
mit Edelmut und Ritterlichkeit. Der Uruguayer ist ein vorzüglicher 
Redner. Die Gastfreundlichkeit, namentlich der höheren Schicht, 
wird als über alles Lob erhaben gepriesen. Im übrigen gilt er als ein 
kühler Beurteiler aller Dinge, und seien es die glänzendsten Erfin- 
dungen und Entdeckungen, welche vom Auslande kommen; da- 
gegen feiert er Verdienste Eingeborener gerne in überschwenglicher 
Weise. Diese Schwäche teilt er mit der kreolischen Bevölkerung der 
Schwesterrepubliken. Dagegen schüttelte er jeden Klassen- und 
Standesdünkel ab. So existieren auch keine sozialen Kasten, wie sie 
so sehr in Chile ausgebildet sind. Der Diener oder Handwerker ist 
geradeso ein Sefior wie sein Herr. Diesen sympathischen Zug hebt 
auch Koebel hervor, das vertraute Verhältnis zwischen Herrin und 
Dienerin schildernd, welches selbst dann keine Minderung erfährt, 
wenn letztere ein Vollblutnegerin ist. Namentlich auf dem Lande 
atmet das Zusammenleben von Hoch und Niedrig, Herrschaft und 
Dienerschaft, Patron und Arbeiter einen patriarchalischen Geist, 
Einen besonderen und eigenartigen Typ der Bevölkerung stellt 
der Gaucho, der Landmann Uruguays, vor, Er unterscheidet sich 
nicht unwesentlich von seinem argentinischen Nachbarn, was auf 
seine Abstammung von den Charrüa zurückzuführen sein wird. 
Diesen Ahnen verdankt er zweifelsohne seine dunkle, lohefarbene 
Haut, die aber den günstigen Eindruck seines gesunden Gesichtes 
nicht beeinträchtigt. Er ist größer und womöglich noch athletischer 
gebaut und gelenkiger als sein argentinischer Kamerad und, gleich 
diesem, mit dem Pferde verwachsen, ein unübertrefflicher Reiter,
	        
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