20 —
und den Landeskindern bemerkt (Sampognaro). Der Uruguayer
ist wohlproportioniert und von gesunder frischer Gesichtsfarbe,
Man rühmt der Frauen weiße Hände, ihre glänzenden Augen, ihr
tiefschwarzes Haar, ihren schönen Wuchs; man lobt sie aber auch
als züchtig und arbeitsam, als tugendreiche Gattinnen und sorgsame
Mütter, welche es sich zur Ehre anrechnen, ihre Kinder selbst zu
stillen, so. daß Ammen selten benötigt werden. Heiraten zwischen
Fremden und uruguayischen Mädchen sind an der Tagesordnung.
Der moderne Uruguayer vereinigte auf sich eine Reihe vorzüg-
licher Eigenschaften jener Einwanderer, aus deren Blutmischung er
entsproß. Vom Italiener überkam ihm sein Sinn fürs Praktische, der
Franzose verlieh ihm eine bewegliche Intelligenz, Germanen und
Briten statteten ihn mit Festigkeit und Initiative aus und die Spanier
mit Edelmut und Ritterlichkeit. Der Uruguayer ist ein vorzüglicher
Redner. Die Gastfreundlichkeit, namentlich der höheren Schicht,
wird als über alles Lob erhaben gepriesen. Im übrigen gilt er als ein
kühler Beurteiler aller Dinge, und seien es die glänzendsten Erfin-
dungen und Entdeckungen, welche vom Auslande kommen; da-
gegen feiert er Verdienste Eingeborener gerne in überschwenglicher
Weise. Diese Schwäche teilt er mit der kreolischen Bevölkerung der
Schwesterrepubliken. Dagegen schüttelte er jeden Klassen- und
Standesdünkel ab. So existieren auch keine sozialen Kasten, wie sie
so sehr in Chile ausgebildet sind. Der Diener oder Handwerker ist
geradeso ein Sefior wie sein Herr. Diesen sympathischen Zug hebt
auch Koebel hervor, das vertraute Verhältnis zwischen Herrin und
Dienerin schildernd, welches selbst dann keine Minderung erfährt,
wenn letztere ein Vollblutnegerin ist. Namentlich auf dem Lande
atmet das Zusammenleben von Hoch und Niedrig, Herrschaft und
Dienerschaft, Patron und Arbeiter einen patriarchalischen Geist,
Einen besonderen und eigenartigen Typ der Bevölkerung stellt
der Gaucho, der Landmann Uruguays, vor, Er unterscheidet sich
nicht unwesentlich von seinem argentinischen Nachbarn, was auf
seine Abstammung von den Charrüa zurückzuführen sein wird.
Diesen Ahnen verdankt er zweifelsohne seine dunkle, lohefarbene
Haut, die aber den günstigen Eindruck seines gesunden Gesichtes
nicht beeinträchtigt. Er ist größer und womöglich noch athletischer
gebaut und gelenkiger als sein argentinischer Kamerad und, gleich
diesem, mit dem Pferde verwachsen, ein unübertrefflicher Reiter,