Full text: Die wirtschaftliche Konzentration

Zusammenschluß durch Aktienerwerb oder Aktientausch 25 
der vereinigten Gesellschaften gebildet werden, wobei letztere ihre 
rechtliche Selbständigkeit behalten, aber ihre Aufgabe ist die Schaffung 
einer Einheitlichkeit der Geschäftsführung über mehrere Gesellschaften 
ohne eigene produktive Tätigkeit, sie erstrebt einseitige Beherrschung 
und nicht gegenseitige Beeinflussung. 
Der Aktientausch an sich genügt schon zur Schaffung jener Form 
der Konzentration, die man als Interessengemeinschaft bezeichnet, 
denn eines ihrer Ziele, die gegenseitige Gewinnbeteiligung, tritt auto- 
matisch ein, weil jeder Aktionär der einen Gesellschaft durch die 
Portefeuilleaktien. indirekt auch an den Dividenden der anderen Ge- 
sellschaft teilnimmt. Er kann aber auch durch einen Vertrag ergänzt 
werden, in welchem die gemeinsamen Interessen, die Form der Geschäfts- 
führung, die Art der Gewinnverteilung, die Auflösung unter Rückgabe 
der Aktien usw. festgestellt werden. Dem Austausch muß manchmal 
eine Anpassung in der Gesellschaftsform, indem eine offene Handels- 
gesellschaft oder eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung in eine 
Aktiengesellschaft umgewandelt werden muß, sowie eine Erhöhung 
oder eine Herabsetzung des Aktienkapitals vorangehen, um die Aktien 
in ein möglichst einfaches Tauschverhältnis zu bringen. Der Austausch 
erfolgt zum Kurswert der beiderseitigen Aktien unter Berücksichtigung 
der Durchschnittsdividende und bietet deshalb einen besonderen. Vorteil 
jenem Unternehmen, dessen Aktien hoch im Kurse stehen. 
Durch den Zusammenschluß mittels Aktienerwerbs oder Aktien- 
tausches wird der Vorteil der formellen Selbständigkeit, der sich 
in der Erhaltung der oft wertvollen persönlichen und geschäftlichen 
Beziehungen der einzelnen Unternehmung auch wirtschaftlich aus- 
wirkt, mit dem der Konzentrationsbewegung entsprechenden Vorteil 
der materiellen Einheit in der Geschäftsführung verbunden. Weitere 
Vorteile ergeben sich aus der Anwendung von gewissen Bilanzierungs- 
künsten, ‚indem stille Reserven geschaffen werden, durch Verschiebung 
von Aktivposten die Bilanz der einen Gesellschaft auf Kosten der anderen 
gebessert wird, um die Ausgabe neuer Aktien zu erleichtern, oder auch 
verschlechtert wird, um in eine niedrigere Besteueräangsstufe zu ge- 
langen, usw. Ein Mißbrauch eigener Art kam bei dengi.fusammenbruche 
der italienischen. „Ilva‘“ auf; er wurde als Kettensystem bezeichnet. 
Die durch Aktientausch vereinigten Gesellschaften erhöhten beide ihr 
Aktienkapital unter dem Vorwande, dadurch ihre Beteiligung an der 
anderen Gesellschaft zu erhöhen, in Wahrheit aber, um unter Benach- 
teiligung der alten Aktionäre, deren Aktien durch die Vermehrung des 
Effektenkapitales ohne entsprechende Vermehrung des Sachkapitales 
im Werte verringert wurden, einer Finanzgruppe künstlich eine Mehrheit 
und damit die Führung zu verschaffen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.