Die Wirkungen auf die Preise
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Das Fehlen des Zollschutzes stört nur die Form des Kartells, das aber
trotzdem durchführbar ist, wenn für die betreffende Ware ein natürlicher
Frachtschutz besteht, ferner wenn der betreffende Produktionszweig
wegen der Qualität seiner Erzeugung oder wegen seiner außerordentlich
geringen Produktionskosten gegen den ausländischen Wettbewerb
ohnedies geschützt ist, oder wenn durch ein internationales Kartell
die Konkurrenz vertragsmäßig ausgeschaltet wird. Die Trusts sind
als festere und dauerndere Organisationen vom Zollschutz ganz un-
abhängig. Es war durchaus kein Scherz, wenn der Präsident des ameri-
kanischen Stahltrusts Gary vor der parlamentarischen Tarifkommission
erklärte, daß der Wegfall des Zollschutzes nicht seiner Gesellschaft,
wohl aber den Außenseitern gefährlich werden könnte. Im äußersten
Falle werden übrigens Kartelle und Trusts durch vollständige Fusion
ersetzt, wofür England genügend Beispiele liefert. Die bemerkenswerteste
Erscheinung in dieser Hinsicht ist aber die zunehmende Internationali-
sierung der Konzentration, die das Interesse der Produzenten am Schutz-
zoll herabsetzt oder sogar aufhebt. So eröffnet sich eine ganz neue
Perspektive für die künftige Gestaltung der Handelspolitik.
Der schwerste Vorwurf, der gegen die Kartelle und Trusts erhoben
und immer wieder leidenschaftlich erörtert wird, betrifft die Schleuder-
preise nach, dem Auslande, das Dumpingsystem. Wenn im Inlands-
preise der Zollschutz ausgenützt wird, kann die Ware nach dem Auslande
sogar mit Verlust verkauft werden. Dieser Notexport dient aber wieder
dazu, -den Inlandsmarkt von den überschüssigen Warenlagern zu be-
freien und eine Preiserhöhung bis zur Grenze des Schutzzolles anzu-
bahnen. Nehmen wir an, die den Bedarf des Inlands voll deckende
Normalproduktion einer Ware betrage 1 Million Meterzentner, stellen
wir ferner die Produktionskosten mit 40 und den normalen Verkaufspreis
mit 50 Geldeinheiten per Meterzentner ein. Im Falle der Normal-
produktion wird sich die Rechnung also folgendermaßen stellen:
Verkaufspreis für 1 Million Meterzentner
zu 50 Geldeinheiten.....50 Millionen Geldeinheiten
Produktionspreis für 1 Million Meterzentner
zu 40 Geldeinheiten.....40 Millionen Geldeinheiten
daher Gewinn 10 Millionen Geldeinheiten.
Nun entstehe eine Überproduktion von 10%, welche den Verkaufspreis
im Inlande auf die Produktionskosten herabdrücke. Wir haben dann:
Verkaufspreis für 1,1 Millionen Meterzentner
zu 40 Geldeinheiten.....44 Millionen Geldeinheiten
Produktionskosten für 1,1 Millionen Meterzentner
zu 40 Geldeinheiten.....44 Millionen Geldeinheiten
daher Gewinn 0 Millionen Geldeinheiten.