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soziale Phänomen, das der Erklärung bedarf, die Erscheinung
des Produktivzinses plausibel machen, Er erklärt uns nur die
in der entwicklungslosen Wirtschaft hier und dort vorkommen-
den Fälle von Konsumtivkredit, die auf irgendwelche besondere
Umstände zurückzuführen sind!), „Zinszahlen würde als
Anomalie empfunden werden. .. Ein wesentliches Ele-
ment des Wirtschaftsprozesses‘ wäre es da ‘sicher
nicht“?). Für die Dynamik dagegen glaubt Schumpeter, Böhm-
Bawerks ersten Grund als Formel für seine Theorie ansprechen,
zu können. Seine Theorie bedeute eine Entwicklung des erster
Gründes3).
Eine systematische Unterschätzung zukünftiger Bedürf-
nisse — Böhm-Bawerks zweiter Grund — kann es in einer
jahraus jahrein denselben Weg zurücklegenden Wirtschaft —
abgesehen von sachlichem und persönlichem Risiko*) — eben-
falls nicht geben. ‚In steter Rotation wechseln sich da die
Wirtschaftsperioden mit stets sich im Prinzipe gleichbleibenden
Erträgen ab. Ein psychisches Geringersehen künftiger Be-
dürfnisse müßte sich für jedes Wirtschaftssubjekt rächen. Es
kommt aber noch hinzu, daß normalerweise zu einem Vergleiche
gegenwärtiger und künftiger Werte kein Anlaß vorhanden ist.
Denn die Wirtschaft geht ihren bestimmten Weg. Sie ist auf
gewisse Produktionen einmal eingerichtet. Der laufende Pro-
duktionsprozeß muß jedenfalls zu Ende geführt werden. Da
hilft kein Überschätzen gegenwärtiger Bedürfnisse. Und wenn
das geschehen ist, dann sind die künftigen Bedürfnisse zu
gegenwärtigen geworden. Eine Wahl zwischen Gegenwart und
Zukunft haben die Wirtschaftssubjekte gar nicht‘“®).
Auch Böhm-Bawerks dritter Grund — die These von
der technischen Mehrergiebigkeit zeitraubender Produktions-
umwege — kann nach Schumpeters Ansicht in der statischen
Wirtschaft eine Wertüberlegenheit gegenwärtiger Güter nicht
hervorrufen. „Da kommt immer nur die ergiebigere Produktions-
‘) Schumpeter, Entwicklung, S, 240/41. Schumpeter, Wesen, 5. 411.
!) Schumpeter, Entwicklung, S. 286. °) ebda., S. 242. Schum-
peter, Entgegnung, S. 606/07. *) Schumpeter, Entwicklung, S. 44/45, 255,
.°) ebda,, S. 46; vgl. auch S. 242, 254/55. Schumpeter, Entgegnung,
S, 607, 639. Schumpeter, Wesen, S. 405/06, 411.