Full text: John Pierpont Morgan, der Weltbankier

und man schon zu Briefmarken und Notgeld seine Zu- 
flucht genommen hatte. Andererseits führte die Auf- 
hebung der Zahlungen mit Hartgeld und die Selten- 
heit von Gold im Vergleich zu Papier zu einem Auf- 
geld auf Gold und zu fieberhafter Spekulation mit 
diesem Edelmetall. Die Goldspekulation wurde zwar 
als nationales Übel gebrandmarkt und die Börse ge- 
stattete sie nicht, aber die Goldspekulanten trafen sich 
im Gold Room und machten bessere Geschäfte als je 
zuvor. Darauf übertraf der Kongreß sich selbst, indem 
er im Juni 1864 den berühmten Gold Act durch- 
brachte, der den An- oder Verkauf von Gold unter 
Strafe stellte. Das war ein schwerer Schlag gegen den 
gesunden Geschäftssinn der Bankiers im Lande. Sie 
waren zwar bereit, die Goldspekulation zu entmutigen, 
sie aber ganz zu verbieten, war absurd, denn wenn 
Gold nicht zu jeder Zeit auf dem Markt angeboten 
werden konnte, wußte niemand, was es wert war, und 
wer welches besaß, hielt es natürlich zurück. 
Die New Yorker Bankiers, J. P. Morgan unter 
ihnen, charakterisierten .diese Handlungsweise des 
Kongresses folgendermaßen: 
„Es ist eines der merkwürdigsten und weltfrem- 
desten Gesetze, die jemals in irgendeinem Lande ge- 
macht worden sind. Es hat die Regierung in ihrer Ab- 
sicht, der Goldspekulation unter den Maklern und den 
wilden Händlern ein Ende zu machen, nicht unterstützt, 
es hat vielmehr genau die gegenteilige Wirkung ge- 
habt und wird sie auch weiterhin haben. Der Kurs in 
Wall Street stieg sofort auf 200, 205, 210 und sogar 
auf 225, Dieser Gold Act ist eine Einmischung des 
Kongresses in das ordnungsmäßige Geschäftsleben 
einer Handelsstadt und öffnet der Gesetzlosigkeit Tür 
und Tor. Die Hausse des Goldkurses wurde nicht von 
der Wall Street verursacht. ihre Ursache war viel- 
8"
	        
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