Full text: John Pierpont Morgan, der Weltbankier

den würde. Nun geriet Vanderbilt in große Besorgnis. 
Er unterredete sich mit einigen Freunden, zu deren 
Urteilskraft er Zutrauen hatte. Er sagte ihnen, wenn 
er einen Weg wüßte, wie er sich eines beträchtlichen 
Teiles seines Aktienbesitzes der New York Central 
entledigen könnte, würde er ihn gern beschreiten. 
„Ich kann natürlich die Aktien nicht auf den Markt 
werfen”, meinte er. „Das würde einen Kurssturz her- 
vorrufen und könnte sogar eine allgemeine Panik ver- 
ursachen.‘ 
Man erinnerte Vanderbilt in diesem Zusammen- 
hang an Morgan. Vanderbilt kannte Morgan nicht 
persönlich, er wußte nur von seiner Verbindung mit 
den Drexels, die gewissermaßen für die Pennsylvania 
Railroad Company die Steuergeschäfte besorgten. Je- 
doch würde das allein Vanderbilts Entschluß, Morgan 
aufzusuchen und ihm die schwierige Frage vorzulegen, 
nicht erklären. Die Art, wie Morgan die Regierungs- 
anleihe in England untergebracht hatte, hatte einen 
großen Eindruck auf ihn gemacht. Bald darauf kamen 
die beiden Männer auf Vanderbilts Ersuchen zu- 
sammen. Dieser sagte zu Morgan: 
„Herr Morgan, die New York Central ist infolge 
der Absicht des Staatsparlaments und bis zu einem 
gewissen Grade auch der Stadt New York, sie ganz 
unangemessen zu besteuern, in sehr ernster Lage. 
Wenn in dieser Haltung keine Änderung eintritt, wer- 
den die Folgen schwerwiegend sein und die Bahn zum 
Bankrott zwingen. Irgend etwas muß geschehen, und 
zwar schnell. Die Gesellschaft wird deshalb so hoch 
besteuert, weil man mich für den fast ausschließlichen 
Eigentümer hält. Ich sehe kein Mittel, die Gefahr ab- 
zuwenden, außer wenn ich einen größeren Teil meines 
Aktienbesitzes abgebe. Ich würde mich freuen, wenn 
Sie mir sagen könnten, wie das zu machen wäre.“ 
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