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V. Die Hanse und die nordischen Länder
geworden sind. Im weiteren Verlauf des Jahrhunderts ist dann von Lübeck
aus mancher kunstvolle Schnitzaltar in die nordischen Länder ausgeführt
worden, und mancher Künstler fand aus hansischen Städten seinen Weg zu
glücklichem Schaffen in die nordischen Länder. Ich nenne hier vor allem
Bernd Notke und seine berühmte Gruppe des heiligen Georg in Stockholm,
ich erinnere an den erst jetzt in seiner Bedeutung erkannten Henning von der
Heide; aber auch an das zur Zeit so umstrittene Problem der Kunst eines
Klaus Berg. Gerade aber bei der Lübecker Kunst des beginnenden 16. Jahr-
hunderts machen sich bereits oberdeutsche Einflüsse bemerkbar. Und da sei
immerhin darauf hingewiesen, daß seit dem 15. Jahrhundert von Nürnberg
in steigendem Maße Qualitätswaren besonderer Art nach Lübeck gelangten
und von dort ihren Weg in die nordischen Länder fanden. Ich nenne auch das
in Schweden hochgeschätzte Papier (oberitalienisches), und die Erzeugnisse
der oberitalienischen Samtweberei, dann aber auch den im Norden geschätz-
ten Nürnberger Buchdruck und die hervorragenden Nürnberger Metall-
arbeiten, von jenen eleganten Buckelpokalen bis zu den‘ Grabplatten aus
Peter Vischers Werkstatt, die überall hin dem Nürnberger Handel folgten.
Kurz vor Lübecks Niedergang hat Skandinavien über Lübeck vielleicht die
wertvollsten kulturellen Befruchtungen erhalten.‘
ANMERKUNGEN ZU V:
DIE HANSE UND DIE NORDISCHEN LÄNDER
1) Vgl. jetzt die näheren Angaben unten S. 229.
1a) Vgl. jetzt: F. Rörig, Die Schlacht bei Bornhöved. Lübeck, 1927.
2) Vgl. oben S. 146 ff. — Die folgende Behandlung des Sundproblems ist eine notwendige
Ergänzung der dortigen Ausführungen.
3) Vgl. dazu einstweilen unten S. 225 ff. und S. 237 Anm. 22,
1) Hier möchte ich auf die neueste ausgezeichnete schwedische Arbeit von A. Schück,
Studier rörande det svenska stadsväsendets uppkomst och äldsta utveckling, Upsala, 1926,
hinweisen, die sich durch die breite, auch wirtschaftsgeschichtliche Fundierung, Groß-
zügigkeit der Gesichtspunkte und Beherrschung einer sehr umfangreichen — gerade auch
der deutschen — Literatur auszeichnet. Schück hat der deutschen Einwanderungsfrage
große Aufmerksamkeit gewidmet (S. 266ff. und sonst). Die von Birger Jarl geübte
Politik der Erschwerung des Gästehandels unterstützte seine Absicht, die Deutschen
zur dauernden Niederlassung in Schweden zu bestimmen. Diese Niederlassung erfolgte in
„einem einzig dastehenden großen Umfang‘‘, das schwedische Städtewesen, und zwar
nicht nur die wenigen oben im Text genannten Städte, der schwedische Handel und Berg-
bau wurden durch diese deutschen Siedler angeregt, zum Teil überhaupt erst ins Leben
gerufen. ;
5) Vgl. dazu J. Kretzschmar, Hans. Gblil., Bd. 26, Jhg. 1920/21, S. 232ff. und die
sehr aufschlußreiche Urkunde L.U.B. II, Nr. 808, S. 752 vom Jahre 1344. ;
8) Ich möchte hier auf die wichtige kunstgeschichtliche Literatur hinweisen, die das
Jubiläumsjahr 1926 hat erscheinen lassen, und die gerade die Kenntnis der skandinavischen
Verbreitung Lübecker Kunst sehr gefördert hat. Das gilt vor allem von den inhalts-