I. Das Wachstum der Angestelltenschaft
in den letzten Jahrzehnten
Das Vordringen der Angestelltenschaft ist einer der mar-
kantesten Züge des sozialen Lebens der letzten Jahrzehnte.
Da alle sozialen Umwälzungen die Frucht der wirtschaftlichen
Entwicklung sind, wird man das Wachstum und die Be-
deutung der Angestelltenschaft für die Wirtschaft und in
der Wirtschaft nur dann verstehen und würdigen können, wenn
man sich über die wirtschaftlichen Grundbedin-
gungen dieser Entwicklung Rechenschaft gibt. Die ökono-
mischen Verhältnisse bilden den Boden, aus dem heraus die
Anvestelltenschaft wachsen konnte und wachsen mußte.
Das Bevölkerungswachstum.,
Die Entwicklung der deutschen Wirtschaft ist grundlegend
durch das Wachstum der deutschen Bevölkerung bestimmt
worden. Die Bevölkerungszahl, die im Jahre der Reichs-
gründung 1871 erst 41 Millionen betrug, überschritt um die
Jahrhundertwende bereits 56 Millionen und erreichte zehn
Jahre später die Höhe von 65 Millionen. Auf dem heutigen
kleineren Reichsgebiet lebten im Jahre 1910 etwa 57,8 Mil-
lionen Menschen, trotz des Krieges und seiner schwerwiegen-
den Folgen für die Bevölkerungsentwicklung wurde bei der
letzten Volkszählung im Jahre 1925 eine Volkszahl von
62% Millionen Menschen festgestellt, Der große Geburten -
ausfall der Kriegsjahre und der bereits vor dem
Kriege einsetzende Geburtenrückgang, der sich in den
Nachkriegsjahren verstärkt hat, haben dabei das innere Gefüge
der Bevölkerung verändert: wir haben heute mehr
Erwachsene und weniger Kinder als früher.
Die große Zahl der erwachsenen Personen stammt aus den
Geburtsjahrgängen des ersten Jahrzehnts dieses Jahrhunderts,
diese Menschenmassen sind in das erwerbsfähige Alter hin-
eingewachsen und müssen Arbeits- und Verdienstmöglich-
keiten suchen. Während die gesamte Bevölkerung in der Zeit-
spanne zwischen den Berufszählungen von 1907 und 1925 nur
um 13,5 Proz. zunahm, wuchs die Masse der im erwerbs-
fähigen Alter stehenden Personen prozentual nahezu