und im Auge behalten werden muß, will man Richtung und
Ergebnis wirtschaftswissenschaftlicher Forschung einer bestimmten
Zeit richtig verstehen.
Zunächst stellt die Aufeinanderfolge wirtfchaftswissenschaft—
licher Untersuchungen und Anschauungen im Wandel der Zeiten
zweifellos eine Entwicklungsreihe dar — wie in anderen Dis—
ziplinen auch — deren Glieder aufeinander aufbauen, und von
denen die vorangegangenen das Joder die folgenden im Ver—
hältnisse von Teilursache und Wirkung bedingen (dogmen—
geschichtliche Komponente).
Mag dieser Zusammenhang auch nicht immer lückenlos zutage
treten, da unter Umständen auch Parallelreihen bestehen können
— ich denke da z. B. an das Verhältnis der „Physiokratie“
auf französischem und der „Klassiker“ auf englischem Boden —
so ist er doch für die Beurteilung der Entwicklung unserer
Wissenschaft mit von weittragender Bedeutung.
Dabei dürfen wir allerdings das Verhältnis ursächlicher
Bedingtheit zwischen nachfolgender und vorangegangener Au—
schauung und Forschung durchaus nichts immer als Fortent—
wicklung im selben Gleise sehen wollen. Gerade in der
Wirtschaftswissenschaft mit ihrer Vielzahl von Möglich—
keiten der Beschäftigung mit dem Untersuchungsgegenstande
spielt die dialektische Befruchtung eine große Rolle. Können
wir z. B. das Ricardoanische System bei aller Originalität
z. T. als unmittelbare Fortbildung der Smith'schen Lehre,
können wir die jüngere historische Schule als Forbildung
der älteren, die historische Schule schlechtweg zu einem
Teile als Fortbildung der romantischen Anschauung auf—
fassen, so ist es oft der Widerspruch, der in der Geschichte
unserer Wissenschaft die Meinungen und Erkenntnisse weiter—
treibt. Beispielsweise erscheint uns die Lehre der Physio—
kraten als ausgesprochene Reaktion gegen und als dialektische
Fortbildung der einseitigen überschätzung des Geldes und des
Handels seitens des Merkantilismus. Und so schließen
an die vom Naturrecht stark beeinflußte Wirtschafts- und
Gesellschaftsauffassung der Klassiker offenbar zunächst nicht