scheiden müsse: in den äußeren Anstoß, von woher er imnier
kommen mag, der die Krise auslöst, und eine periodisch
wiederkehrende Disposition der Wirtschaft, auf äußere An—
stöße mit allen Auswirkungen gerade einer Krise zu reagieren.
Dem Mediziner ist es bekannt, daß der menschliche Körper
auf manche Infektionen nur im Dispositionsfalle durch
Erkrankung reagiert. Disposition und Ansteckung müssen
zusammentreffen, soll es zu letzterer kommen. Ebenso erscheint
mir die Krise bedingt durch das Zusammentreffen
von äußerem Anstoß — der sich vielleicht vordem mehr—
fach wiederholt hat, ohne die Krise auszulösen — und
von Krisendispositon der Wirtschast gerade in der Zeit
der Hochkonjunktur. Die Disposition mag periodisch be—
dingt sein, und so sich wohl die Periodizität der Krise selbst
erklären. Daher glaube ich bei der Untersuchung etwaiger
funktioneller Empfindlichkeiten der Wirtschaft in
der Zeit der Anspannung und der mehr oder minder vollen
Ausnützung der Wirschaftskräfte bei Erörterung des Krisenpro—
blems einsetzen zu sollen. Wie sehr aber bei eindeutiger und
für das Wirtschaftsleben relevanter Lösung dieser Aufgabe
neben der rein theoretischen Zergliederung der grundsätzlich
möglichen Zusammenhänge Kenntnis tatsächlicher Zu—
sammenhänge und ihrer strukturellen Grundlagen, und
damit also des konkreten Stoffes not tut, um den es sich
handelt, wie sehr hier der Wirtschaftstheoretiker der Ergänzung
durch den Statistiker, der die dem Ersteren relevant erschei—
nenden zahlenmäßigen Unterlagen beizubringen hat, bedarf, und
wie sehr er u. U. hierbei beispielsweise auf die Ergebnisse der
Konjunkturforschung angewiesen sein kann, liegt auf der
Hand. Die Rolle und Stellung des Wirtschaftstheoretikers
ist m. E. hier ähnlich der des Anatomen und Physiologen
gegenüber seinen klin ischen Kollegen.
Ein anderes Beispiel bietet die Lohnpolitik. Die moderne
gewerkschaftliche Lohnpolitik zielt auf eine Besserung der wirt—
schaftlichen Lage der Arbeiterklasse ab. Sie sucht diesem Ziele
vor allem durch Steigerung der Lohnsätze gerecht zu werden