IL Die’ Organisation des deutschen Buchhandels. 13
des Buchvertriebs hinwirken und Einrichtungen ins Leben rufen,
welche der literarischen, wissenschaftlichen Produktion die größt-
mögliche Verbreitung zu: sichern imstande sind.“
Es ist aus räumlichen Gründen nicht möglich, auf den Inhalt
der Bücherschen Schrift hier näher einzugehen; es mußte ihrer
aber Erwähnung getan werden, weil sie eine lebhafte Polemik und
eine umfangreiche Literatur für und gegen die Bücherschen An-
schauungen hervorgerufen hat.
Der Zwiespalt zwischen den hinter dem Akademischen Schutzverein
stehenden Gelehrten unter Büchers Führung und dem Buchhandel
sollte schon in Rücksicht darauf, daß beide als Autoren und Ver-
leger das gleiche Interesse an dem weiteren harmonischen Zusammen-
arbeiten hatten, auf dem Verhandlungswege ausgeglichen werden.
Deshalb trafen beide Parteien im April 1904 im Reichsamt des Innern
in Berlin zusammen, um in kontradiktorischen Verhandlungen die
Klärung der Angelegenheit herbeizuführen und die Streitfragen zu
beseitigen. Hier zeigte es sich, daß Verlag und Sortiment, die in den
Verhandlungen wegen der Verkaufsordnung und bei der Vertretung
ihrer gegensätzlichen Interessen zuweilen gegeneinander gestritten
hatten, bei der Bekämpfung der gemeinsamen Gegner, der Gelehrten,
eine geschlossene Einheit bildeten. U. a. wurde die Forderung der
Akademiker, daß der wissenschaftliche Verlag seine Werke mit Um-
gehung des Sortiments direkt an das Publikum, in erster Linie an
die Studentenschaft, liefern solle, von den bei den Verhandlungen
anwesenden Verlegern bedingungslos zurückgewiesen. Der Verleger
Ferdinand Springer, Mitinhaber der bekannten Firma Julius Springer
in Berlin, tat das mit folgenden denkwürdigen Worten: „Das direkte
Geschäft des Verlegers mit dem Publikum, wenn es überhaupt ge-
macht werden kann — es kann nur höchstens der Zehnte machen —
wenn es gemacht werden kann wie bei mir, verursacht, abgesehen
von der großen Mehrarbeit, eine so große Menge von Kosten, eine
solche Vermehrung des Personals, so manche neue Einrichtung und
ist auch, wenn es mit einer gewissen Kulanz betrieben wird, mit so
großen Verlusten verbunden, daß es sich nicht rentieren würde,
wenn man die Kosten der direkten Reklame in vollem Umfang zu
bezahlen hätte. Mich kostet diese Reklame verhältnismäßig wenig,
wenn ich aber für das Beilegen der Prospekte, für die Anzeigen in
meinen Zeitschriften noch bezahlen sollte, dann würde wohl das
direkte Geschäft mit einer Unterbilanz abschließen. Sie können auch
sicher sein, daß die Mehrkosten, die der Verleger dadurch hat, daß er
eine größere Auflage macht als er voraussichtlich absetzen wird,
gar nicht in Betracht kommen gegenüber den Kosten der Herstellung
und Versendung von Prospekten, den Kosten der Anzeigen gegenüber
den Verlusten, die er hat im Verkehr mit dem Privatpublikum. Ich
halte es für ganz ausgeschlossen, daß der deutsche Verlagsbuch-