32 1II, Die Zweige des deutschen Buchhandels.
Schließlich sei noch bemerkt, daß der Verlag für druckfehlerfreien
Text eines Buches oder Werkes die Verantwortung zu tragen hat;
es: müssen neben den Korrekturen der Drucker und den Autoren-
Revisionen auch vom Verleger sorgfältige Revisionen gelesen wer-
den. Des weiteren hat dieser erforderlichenfalls das Illustrations-
material zu beschaffen; er muß also mit allen Arten der Illustrations-
technik vollkommen vertraut sein, um jeweilig das Zweckdienlichste
wählen zu können.
Wie die Herstellung der Verlagsartikel weitgehende Anforde-
rungen an die geistigen Fähigkeiten eines Verlagsleiters stellt, so
auch der Vertrieb der Bücher und Schriften,
Die Fassung der für den Buchhandel bestimmten Rundschreiben,
der Börsenblattanzeigen und der Prospekte für das Sortiment und
für die Käuferwelt erfordern Sachkenntnis und eine gewandte Feder.
Eine nicht zu unterschätzende Bedeutung für den Vertrieb haben im
besonderen die für die Presse bestimmten „Waschzettel‘“, die als
Inhaltsangaben und kurze, treffsichere Charakterisierung des Buch-
inhalts den Rezensionsexemplaren beigelegt werden. Die Tagespresse
pflegt sie ganz oder teilweise abzudrucken, soweit die Zeitung über
dieses oder jenes Werk nicht eine eigene, selbständige Kritik bringt,
was nur ausnahmsweise geschieht; es ist das auch bei der Masse
der täglichen Neuerscheinungen auf dem deutschen Büchermarkt
und der großen Zahl von Büchern, die als Rezensionsexemplare -bei
den Zeitungsredaktionen eingehen, vollkommen erklärlich. Vielfach
wird von einer Einsendung nur durch den Titelabdruck Notiz ge-
nommen. Aus all dem Gesagten geht hervor, daß der Leiter eines
Verlages auf hoher Bildungsstufe stehen muß, um seine nicht leichte
Aufgabe nach jeder Seite hin erfüllen zu können. Schon für die Aus-
wahl und Erwerbung der Manuskripte ist diese vonnöten, um Be-
ziehungen zu führenden Geistern sowohl durch persönlichen, wie
durch schriftlichen Verkehr anzuknüpfen und zu unterhalten, Der
Verleger muß neuauftauchende Talente erkennen und für sich
gegebenenfalls zu gewinnen suchen. Die Herstellung der Bücher
verlangt Geschmack und ästhetische Schulung in enger Verbindung
mit dem steter Wandlung unterworfenen Zeitgeist. Die Revisionen
der gedruckten, zuweilen auch schon der geschriebenen Texte und
ihre Vorbereitung für den Druck erfordern vollkommene Beherr-
schung der deutschen und häufig auch fremder Sprachen; Englisch
und Französisch sind zum mindesten nötig.
Einige wenige, große Verlagsgeschäfte haben akademisch vorge-
bildete, wissenschaftliche Mitarbeiter als Verlagsredakteure. Deren
Gesamtzahl ‚ist aber so gering, und die Arbeitsbedingungen sind so
verschieden, daß von der Einstellung irgendeines wissenschaftlichen
Studiums auf diesen Zweck abgeraten werden muß. Nur eine gün-
stige Gelegenheit kann hier ein angemessenes Arbeitsfeld schaffen.