II. Die Zweige des deutschen Buchhandels. 39
geistes und den jeweilig herrschenden geistigen Strömungen stehen.
Über die wirtschaftliche Lage des Buchhandels wird zwar häufig
geklagt. Sie ist abhängig von der Gesamtlage der Wirtschaft. Mit
deren Gesundung hat sich auch die Lage des Buchhandels unver-
kennbar gebessert, und so bieten sich für tüchtige, brauchbare
Mitarbeiter immer Anstellungsmöglichkeiten bei angemessener Ent-
lohnung. Bei älteren Gehilfen zeigt sich vielfach der Drang nach
Selbständigkeit, auch wenn dafür manch einem nur geringe Bar-
mittel zur Verfügung stehen und schwere wirtschaftliche Nöte im
Anfang zu überwinden sind. Für den Erfolg bei der Neugründung
eines Geschäfts ist genügende buchhändlerische Praxis und Er-
fahrung wie überall im kaufmännischen Beruf die Hauptsache; unter
günstigen örtlichen. Verhältnissen wird ein geringeres Kapital er-
forderlich sein, als wenn der Anfänger eine alteingesessene Kon-
kurrenz zu überwinden hat. Im allgemeinen wird man mit 15000
bis 20000 Mark als Anlagekapital unter den jetzigen Zeitverhält-
nissen als Mindestsatz zu rechnen haben. Bei Ankauf eines bestehen-
den Geschäfts, das nicht nur lebensfähig, sondern vor allem ent-
wicklungsfähig ist, wird mit einem größeren Kapital für die Über-
nahme und Weiterführung gerechnet werden müssen. Der Kaufpreis
setzt sich aus den Einzelposten: Firmawert, Nettowert des festen
Lagers und Inventarwert zusammen.
Der Berechnung des Firmawertes wird der Durchschnitt des
Reingewinns der letzten drei Jahre zugrunde gelegt. Ein solcher
Ansatz hat aber nur dann seine Berechtigung, wenn sichere Aus-
sicht vorhanden ist, daß der Reingewinn in gleicher Höhe auch
weiterhin zu erwarten steht, wie beim Verkauf einer altangesehenen
Firma nach dem Tode des Besitzers. Vom Kauf einer in Konkurs
geratenen Firma ist in der Regel abzusehen, da der ihr anhaftende
Makel für die Kontoeröffnung bei den Verlegern noch lange Zeit
nachteilig wirkt, auch wenn ein solches Geschäft neu und aus-
reichend. finanziert wird.
Bei der Lagerbewertung ist alles Unverkäufliche, die sogenannten
„Ladenhüter“, sorgfältig auszuscheiden.
Das Kommissionsgeschäft.
Wie in dem Abschnitt „Leipzig, der Mittelpunkt des deutschen
Buchhandels“ bereits ausführlich dargelegt wurde, ist das Leipziger
Kommissionsgeschäft das Bindeglied im Verkehr des Verlegers mit
dem Sortimenter und umgekehrt. Die Tätigkeit des Kommissionärs
beginnt alltäglich mit der Erledigung des Briefeinlaufs. Dem Zettel-
inhalt der Sortimenterbriefe werden die zum Einholen empfohlenen
Bestellungen, die als solche kenntlich gemacht wurden, und etwaige
Mitteilungen für den eigenen Geschäftsbetrieb entnommen. Die