{II. Die Zweige des deutschen Buchhandels.
41
Dezember lief. Die Bezahlung der Saldi erfolgte nach einer dem
Abrechnungstage vorausgehenden Zusammenstellung der Einzelposten
und umfangreicher Rechnungsarbeit an die zur Messe selbst ab-
rechnenden Verleger am Montag nach Kantate. Firmen, die nicht zur
Abrechnung in Leipzig vertreten waren, erhielten die Zahlungslisten
und die Geldüberweisungen nach der Abrechnung von Kom-
missionär zu Kommissionär eine Woche später. Seit der Kriegs- und
der Inflationszeit sind wesentlich kürzere Fristen für die Kredit-
gewährung Handelsgebrauch, und damit ist die Ostermeßabrechnung
gegenstandslos geworden. Aus den vorstehenden kurzen Darlegungen
über die Betätigung und das Arbeitsfeld des Kommissionärs geht
hervor, daß für das Kommissionsgeschäft in der Hauptsache eine
Mitarbeiterschaft erforderlich ist, die sich aus Speditionsgehilfen
und Auslieferern zusammensetzt, von denen schnelles und gewissen-
haftes Arbeiten verlangt wird; die gleichen Anforderungen gelten für
die Angestellten, die die umfangreichen Buchungsarbeiten im Kassa-
verkehr zu erledigen haben.
Über die Bildungserfordernisse im Leipziger Kommissionsgeschäft
wird in dem später folgenden Kapitel „Bildung des Buchhändlers“
noch Ausführliches gesagt werden. ;
Meist rekrutiert sich die Gehilfenschaft aus Ortsansässigen. In
der Minderzahl werden Stellen mit Gehilfen besetzt, die von aus-
wärts kommen, da das Angebot von männlichen und weiblichen
Kräften am Platze den Bedarf in der Hauptsache deckt. Sehr
wünschenswert ist es für den Sortiments- und Verlagsgehilfen, der
in einem Nicht-Leipziger Geschäft gelernt hat, durch die Praxis sich
mit den Leipziger Verkehrsformen vertraut zu machen; auch ‚ist
das lebhafte Arbeitstempo des. Leipziger Kommissionsgeschäfts einer
exakten und schnellen Arbeitsleistung förderlich. Gehilfen, die durch
die „Leipziger Schule“ gingen, werden in allen buchhändlerischen
Berufszweigen geschätzt. Am ehesten hat der auswärtige Gehilfe
Aussicht, in einem Leipziger Betrieb Anstellung zu erlangen, wenn
er sich um eine der zahlreichen Aushilfsstellen bewirbt, die für ‚die
Schulbücherauslieferung, sowohl in den Kommissionsgeschäften wie
auch bei Leipziger Verlegern mit Hilfskräften besetzt werden. In
der Zeit von Mitte März bis Ende Mai werden deren viele Hunderte
gebraucht; diese Hochkonjunktur für Angebote stellt sich dann noch-
mals einige Wochen vor Weihnachten im Verlag, Kommissions-
geschäft und Barsortiment ein, da hier um diese Zeit ein erheblich
gesteigerter Betrieb zu bewältigen ist. Rechtzeitige Angebote an
die Geschäftsleitungen sind also für die angegebene Zeit nicht aus-
sichtslos, zuweilen führen sie zu dauernden Stellungen.
In den Betrieben der größeren Kommissionsgeschäfte findet sich
auch für Gehilfen Verwendung mit höherer wissenschaftlicher Bil-
dung, die insbesondere für die autoritative Stellung einem größeren