Vorwort.
Nach Karl Lamprecht ist der Buchhandel die älteste Form des
modernen Unternehmens, so daß dem Stande des Buchhändlers
etwas Aristokratisches, Vornehmes anhafte. Das mag es wohl sein,
was jahraus, jahrein eine so starke Anziehungskraft auf viele junge
Leute aus den Kreisen des gebildeten Mittelstandes und auch aus den
höheren Schichten ausübt,
Aus jahrelanger Erfahrung weiß ich, daß in der Regel weder die
Eltern noch deren Söhne oder Töchter eine auch nur einigermaßen
zutreffende Vorstellung von dem Buchhandel und seinen einzelnen
Zweigen haben. Sie lieben die Bücher, kennen aber den buch-
händlerischen Beruf zumeist nur vom Sortiment, in dem sie ihren
mehr oder minder großen Bedarf an wissenschaftlichen oder schön-
literarischen Werken zu decken. pflegen, während sie vom Verlag,
der die Bücher erzeugt, und vom Kommissionsgeschäft, das den
Verkehr zwischen Verleger und Sortimenter vermittelt, und den
übrigen Zweigen des Buchhandels kaum mehr als eine. bescheidene
Ahnung haben. Sie wissen auch nicht, welche Anforderungen der
Buchhandel notwendigerweise an seine Jünger stellen muß: ein-
gehende Kenntnis der geistigen und literarischen Strömungen der
letzten Jahrhunderte bis zur Gegenwart, genauer Einblick in die ver-
schiedenen Arten der Buchtechniken und der Buchkunst, vor allem
aber volle Sicherheit in allen betriebswirtschaftlichen Fragen und
in den mannigfaltigen Vertriebsformen. Wer sich nicht bewußt ist,
daß der Buchhandel in seiner Mittlerrolle zwischen Wissenschaft,
Gewerbe und Handel im Dienst am Buche für sein Volk, ja für die
Menschheit schwere, verantwortungsvolle Arbeit zu leisten hat, wer
nicht Ideale hat und nicht bereit ist, für sie Opfer zu bringen und
Treue im Kleinen und Kleinsten zu üben, taugt nicht zum Buch-
händler, Hinwiederum haben jene, die sich mit den rechten see-
lischen und geistigen Voraussetzungen dem Buchhandel als Lebens-
beruf verschreiben, neben einer auskömmlichen Existenz volle Be-
[riedigung zu gewärtigen,
Wohl bietet die Erlernung des Buchhandels die Möglichkeit, in
andere kaufmännische Berufe überzugehen; dennoch ist die Wahl
dieses Berufes nur unter Berücksichtigung der geistigen und körper-
lichen Eignung vorzunehmen, und das setzt voraus, daß man, sofern
man ihm bis jetzt fern gestanden hat, einen kundigen, gewissenhaften