58 V. Eignung und Bildung für den Beruf des Buchhändlers.
ältere Arbeit von Dr. Piorkowski, Die psychologische Methodo-
logie der wirtschaftlichen Berufseignung, die über Untersuchungen
im Barsortiment berichtet. (J. A. Barth, Leipzig 1915, 2. Aufl.
1919 vergr.)
Allgemein befriedigend ist aber die Frage durchaus noch nicht
gelöst; und auch die Unterlagen, mit denen die amtlichen Berufs-
beratungsstellen sich behelfen müssen, sind vorläufig noch durch-
aus unzulänglich. Hier harrt noch ein weites Gebiet der Bear-
beitung durch die angewandte Psychologie und die Psychotechnik.
Der Buchhandel ist ein vielgestaltiges Gebilde; wir sehen ihn
nicht nur in die drei Hauptgruppen: Verlag, Sortiment und Kom-
missionsgeschäft gegliedert, sondern finden innerhalb dieser Betriebs-
arten wiederum die verschiedensten Möglichkeiten der Betätigung.
Wenn wir nun an die Eignungsfrage herantreten, so müssen wir hier
von vornherein Unterscheidungen machen, schon im Hinblick darauf,
ob es sich um Erfordernisse für die mittlere oder obere Laufbahn
des Buchhandels handelt.
Der buchhändlerische Betrieb hat es mit zahllosen kleinen Einzel-
objekten, sowohl in der Auslieferung wie in der Kontenführung zu
tun. Während im kaufmännischen Warenhandel — im Großbetrieb —
die Rechnungen vor Abfertigung der Ware eine Kontrolle zu durch-
laufen haben, werden die Fakturen im buchhändlerischen Groß-
betrieb, Verlag und Kommissionsgeschäft, vor dem „Aussetzen“,
das heißt, bevor das Fakturierte dem Lager entnommen wird und
als Paket das Haus verläßt, nicht noch besonders nachgeprüft. Die
Faktur muß eben fehlerfrei ausgeschrieben und gerechnet sein.
Irrtümer in der Berechnung können unter Umständen später nach
den Eintragungen in die Auslieferungsliste oder in das Auslieferungs-
buch noch entdeckt werden. Dann ist aber bei Rechnungsposten der
Fehler nur auf dem zeitraubenden Korrespondenzwege zu ordnen.
Solche unproduktive Arbeit darf natürlich nur ausnahmsweise
unterlaufen. Handelt es sich um ein Versehen auf einer Barfaktur,
so ist die Differenzregulierung mit unliebsamen Weiterungen ver-
knüpft. Außerdem muß der Auslieferer sorgfältig darauf achten, daß
bei den zahlreichen ähnlich lautenden Firmen, die an verschiedenen
Orten sitzen, stets der richtige Ortsname auf die Faktur gesetzt wird.
Eine falsche Ortsangabe würde zu einer Fehlleitung des Faktu-
rierten führen, denn da die Fakturen auf die Pakete gebunden wer-
den, ist der Kopf der Faktur gleichzeitig Paketadresse. Für die
Auslieferungsarbeiten sind also nur Mitarbeiter zu gebrauchen, die
sich auf ihre Arbeitsleistung scharf konzentrieren können, ohne sich
durch äußere oder innere Einflüsse ablenken zu lassen. Das gilt
auch vom Rechnungswerk im Kassenverkehr, wie bei jeder buch-
halterischen Arbeit im Gesamtbuchhandel; denn Zahlenfehler würden
bei häufiger Wiederkehr ebenfalls eine zeitraubende und unproduk-