IL Übermäßige Lohnsteigerungen seit der Stabilisierung. 23
noch eine Kapitalbildung durch die öffentlichen Körper-
schaften (dazu siehe Kapitel 5310). Aber die volkswirt-
schaftlich wichtigste Kapitalbildung ist doch die seitens
der Konsumwirtschaften, durch Sparen. Dieses
Sparen ist heute kein hloßes Thesaurieren, sondern die
ersparten Einkommen werden „angelegt“, das heißt in
irgendeiner Weise ausgeliehen oder, ebenfalls zwecks
Geldertragserzielung, durch Beteiligung anderen Er-
werbswirtschaften zur Verfügung gestellf.
Der Umfang der Kapitalbildung wird, wie der aller
Kostenaufwendungen, durch die Ertragserwartun-
gen, das Agens aller Erwerbstätigkeit, bestimmt, aber
er ist natürlich auch abhängig von der Größe der Ein-
kommen im Verhältnis zu den Preisen, das heißt von
dem Umfange, in dem durch die Einkommen die wichti-
geren Bedürfnisse gedeckt werden können. Deshalb ist
eine sehr gleichmäßige Einkommensverteilung, die
allen Wirtschaftern nur eine durchschnittliche Lebens-
haltung ermöglicht, für eine stärkere Kapitalbildung
nicht günstig. In der Notwendigkeit einer solchen finden
Nivellierunsstendenzen, wie sie in der neueren Steuer-
gesetzgebung aus sozialen Gründen häufig sind, ihre
Grenze. Größere Einkommen erfüllen daher auch eine
volkswirtschaffliche Funktion und dienen keineswegs
nur dem Luxuskonsum. Werden sie durch die Besteue-
rung stark zurückgedrängt, so führt der Kapitalmangel
zu einem hohen Zinsfuß, der für die ganze Volkswirt-
schaft und auch für die Arbeiter und ihre Löhne sehr
nachteilig wirkt.
Trotzdem muß man sagen, daß es sehr erwünscht ist,
wenn . möglichst weite Volkskreise Kapital bilden.
Schon aus sozialen Gründen. Einer der Haupfgründe für
die geringere Schärfe der sozialen Gegensätze in Ame-
tika, trotz erheblich größerer Unterschiede in den Ein-
kommensverhältnissen, liegt darin, daß dort auch die
Ärbeiterbevölkerung viel mehr kapitalistisch denkt,
selbst Kapital bildet, und zwar nicht nur in der Form