Full text: Deutscher Industrie- und Handelstag

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und lediglich der Kapitalzins damit belastet werden könnte. Er— 
freulicherweise zeigen sich Anzeichen der Erkenntnis dieser Zu— 
sammenhänge. 
So hat der zweite Vorsitzende des Christlichen Metallarbeiter— 
Verbandes, Schmitz, in Köln mit gutem Grunde das Arbeits— 
losenproblem im engen Zusammenhang mit der Lohnpolitik seinen 
Zuhörern vor Augen gestellt, indem er, ähnlich wie sich das gelegent— 
lich auch im Buche der Freien Gewerkschaften über Wirtschafts⸗ 
demokratie bemerkt findet, anerkannte, daß dann, „wenn durch zu 
starke Lohnsteigerungen die Inlandspreise über die Kaufkraft hinaus 
gesteigert werden, oder wenn die Lohnpolitik zu einer Drosselung 
der Ausfuhr führt, das zur Stärkung der Arbeitslosigkeit beiträgt“, 
und indem er weiter betonte, „daß es tausendfach mehr gewerkschaft⸗ 
lich gehandelt ist, alles aufzubieten, um das Heer der Arbeitslosen 
zu vermindern, als den in Arbeit Stehenden ein paar Pfennige 
Lohnerhöhung zuzuführen. Es muß vielmehr in erster Linie auf 
eine Belebung der Konjunktur hingearbeitet werden.“ 
Der neue Reichsarbeitsminister Dr. Stegerwald sprach 
ähnliche Gedankengänge aus. In der Tat handelt es sich, wie die 
„Frankfurter Zeitung“ sagte, bei den Lohnerhöhungen in der Zeit 
der Depression des Jahres 1929 allzu fehr und zu oft um eine 
mechanische Ubertragung von Gewohnheiten einer Aufbau— und 
UÜbergangsperiode auf eine Zeit, die eine ganz andere Einstellung 
zum Lohnproblem erfordert. So findet denn auch die alte Kauf⸗ 
krafttheorie in den Kreisen des Sozialismus selbst Anfech— 
tungen. Eduard Heimann nennt sie primitiv, falsch und ge— 
fährlich für die Arbeiterschaft. To Imin sagt in den „Sozialistischen 
Monatsheften“, daß „unsere Arbeitslosigkeit und unsere wirtschaft— 
liche Krise nicht die Krise eines reichen Landes mit schlecht geord— 
neter Güterverteilung ist, sondern die Krise eines armen und ver— 
schuldeten Landes. Wer arm ist, kann aber nur durch Sparen und 
Arbeiten wieder zu Wohlstand gelangen, nicht durch gesteigerten 
Güterverbrauch“. 
Was für die Lohnpolitik der letzten Jahre gilt, gilt auch für 
die Politik der 
Sozialversicherung. 
Man kannte in den letzten Jahren auf dem Gebiete der 
Krankenversicherung, der Angestelltenversicherung, der Invaliden—
	        
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