20 Absatzrückgang nach 1918
dens“-Verhandlungen auf seiten der Siegerstaaten nicht wesentlich
mitbestimmende — Meinung gewesen, daß die Weltwirtschaft nach
dem Kriege kaum in der Lage sein werde, den „ausgehungerten“
Bedarf aller Länder zu befriedigen, selbst wenn man von dem
vielfach außerordentlich gesteigerten Produktionsgehäuse Kenntnis
nahm. Über die Verarmung einzelner Länder glaubte man hinweg-
sehen zu können, weil man in ihr nur ein einzelstaatliches, kein welt-
wirtschaftliches Moment erblickte.
In der Tat hat die erste Zeit nach dem Weltkrieg — abschließend
etwa mit dem Jahre 1920 — den Erwartungen insofern recht ge-
geben, als der Warenhunger der Welt, besonders auch in den über-
seeischen Kolonialgebieten, stark war und der europäischen Industrie
willkommene Absatzkanäle öffnete. Allein, diese Entwicklung ging
nicht nur rasch vorüber, sondern sie machte einem Zustand Platz,
der heute noch herrscht, und das Gegenteil der zunächst erwarteten
Weltmarktssituation bedeutet. Niemals in der Geschichte der mo-
dernen Weltwirtschaft ist Sorge um den Absatz, um den Kunden
größer gewesen als heute, soweit es sich um industrielle Güter
handelt. Ebenso hat Sering für einen großen Teil der internationalen
Nahrungsmittel-Exportwirtschaft nachgewiesen, daß sie sich seit dem
Abflauen der ersten Nach-Kriegs-Bedarfs-Periode in sehr schweren
Absatzsorgen befand, die erst seit 1924 einigermaßen verschwun-
den sind.?1}
Aber wenn auch heute das allgemeine Bild der Weltwirtschaft
weit eher eine reichliche als eine zu knappe Versorgung mit Roh-
stoffen und Nahrungsmitteln bietet, so ist das Resultat des Ver-
hältnisses, wie es in der allgemeinen Preisbildung auf dem Welt-
markte zum Ausdruck kommt, nicht etwa das einer Billigkeit, son-
dern im Vergleich zu 1913 noch immer dasjenige einer erheblichen
Teuerung. Wählt man zur Veranschaulichung dieses Zustandes die
Verhältnisse auf dem englischen Markte, der noch immer im wesent-
lichen Freihandelsmarkt ist, so ergibt sich folgendes Bild; es be-
trugen die Preise in Prozenten des Jahres 1914 (Juli), die gleich
100 gesetzt werden ?®), im Juli 1925:
24) Vgl. Sering a. a. O. S.33f£
25) Vgl. Economist vom 8. August 1925. S. 227,