Full text: Der Weltmarkt 1913 und heute

Die Absperrung im Weltkrieg 
Der Weltkrieg hat, dadurch daß er sich auf die Weltmeere er- 
streckte, und vermittelst des Seekrieges und seiner Wirkungen auf 
die Handelsschiffahrt für die Bezieher von Waren in Singapore oder 
Kapstadt die gleichen Folgen schuf wie für die Exporteure Londons 
oder Neuyorks, Nachteile und „Vorteile“ der Absperrung über die 
ganze Welt verbreitet. Das Steigen der Frachtraten um zeitweilig 
2000%, der ungeheuere Frachtraummangel, insbesondere wieder für 
Schiffahrtsgebiete, die dem kontrollierenden Einfluß der Seekrieg 
führenden Mächte unterlagen oder bisher von der Handelsflotte 
Englands abhängig gewesen waren, schuf eine Verknappung an 
bisher eingeführten Waren, die, von den Konsumenten und Ver- 
brauchern über See peinlich empfunden, den Anreiz zur eigenen Er- 
zeugung enorm steigerte und vor allem durch das Medium der Preis- 
bildung die Rentabilität solcher Erzeugungen auf eine Höhe hob, 
die kein Zollschutz jemals hätte gewährleisten können. Kein Um- 
stand hätte den schon vorhandenen Bestrebungen der Überseelän- 
ler, eigene Industrien auszubilden oder die in der Entwicklung be- 
findlichen in ihrem Wachstum zu beschleunigen, stärker fördern 
können als diese durch den Frachtraummangel herbeigeführte 
„Weltwirtschaftssperre“. 
Dazu kam, daß an eine Reihe auch dieser Länder die spezielle 
Frage herantrat, den unmittelbaren Kriegsbedarf durch Erweiterung 
der eigenen Erzeugung zu befriedigen, wobei natürlich in erster 
Linie an die Vereinigten Staaten, aber auch an die industrielle Er- 
zeugung Kanadas oder Indiens, zu denken ist. Pessimistische Be- 
trachtungen über die Zukunft der erweiterten Produktionsgehäuse 
spielten in einer Zeit, da es ausschließlich darauf ankam, den „Krieg 
zu gewinnen“, keine Rolle, Auch die Kosten der Neuerzeugung blie- 
ben unbeachtet, „Der Vorrat ist alles, der Preis nichts“, — das war 
die Parole, mit welcher zunächst noch so kostspielig scheinende 
Produktionen in Angriff genommen wurden. 
Nach Beendigung des Krieges blieben zahlreiche Erzeugungen, 
vor allem auch zahlreiche „Ersatz‘“-Verfahren, welche zunächst als 
Aushilfemittel in der Not angesehen worden waren, bestehen, an- 
dere versuchte man durch Schutzzölle zu erhalten, wobei in den 
europäischen Ländern zumeist der Gedanke geltend gemacht wurde, 
daß die Rücksicht auf wiederkommende Abschnürung im Kriege 
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