auf Grund unseres Goldbestandes und der als ein Naturgesetz
angesehenen Vorschrift der Drittelsdeckung möglich war. Man
har sich nicht im geringsten klar gemacht, wie sehr diese plötzliche
Geldvermehrung, ganz unabhängig von der Deckungsquote, preiö-
fteigernd wirken mußte. Und ebensowenig ist das bei den späteren
Geldvermehrungen der Fall gewesen, die man mit dem Anwachsen
bes „Geldbedarfs" gerechtfertigt hat (darüber siehe unten).
Die deutschen Darlehenskassenscheine sollten ursprüng
lich nur bis zum Betrage von 3 Milliarden Mark ausgegeben
werden (Bundesratsverordnung vom 11. November 1914). Doch
ist selbst der Betrag der umlaufenden Darlchenskassenscheine seit
Anfang 1917 über diesen Betrag hinausgewachsen, ohne daß man
von einer gesetzlichen Ermächtigung dazu gehört hätte. Er ist
leider in den letzten Monaten sehr erheblich vermehrt worden.
Die Summe der im freien Verkehr befindlichen Darlehenskassen
scheine stellte sich (in Millionen Mark):
Sept. 1914: 142 Dez. 1915: 972 April 1917: 3898
Dez. 1914:446 Juni 1916: 1316 Aug. 1917: 5202
Juni 1915: 705 Dez. 1916: 2873 Sept. 1917: 5548
Ende April 1917 waren iin ganzen etwas über 4,5 Milliarden
Mark ausgegeben. Davon dienen aber 120 Millionen Mark als
Deckung der Reichskafsenscheine aus Grund des Gesetzes vom
22. März 1915. Die übrigen nicht im freien Verkehr befindlichell
dienen der Verrechnung zwischen der Darlehenskassenverwaltung
und der Reichsbank, bleiben in deren Besitz und können zur Bank
notendeckung dienen.
Die Reichsbank besaß an Reichskassenscheinen und Darlehens
kassenscheinen in Millionen Mark:
Ende Juli 1914 Ende 1914 Ende 1915 Ende 1916 Ende Sept. 1917
65 875 1288 422 986
An dieser „Deckung" der Banknoten und Reichskassenscheine
durch Darlehenskassenscheine erkennt man die ganze Ansinnigkeit
der Deckungsvorschristen. Sie haben uns in der Kritik des Aus
landes, dessen Finanzpresse, sofern die Gegner in Betracht kamen,
natürlich an dem alten Golddeckungsaberglauben festhält, sehr ge
schadet, und der Bewertung unseres Papiergeldes im Innern natür-
Liefmann, Die Geldvermehrung im Weltkriege 3 33