Object: Die Eingliederung der vertriebenen Elsass-Lothringer in das deutsche Wirtschaftsleben im Augenblick seines Tiefstandes

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II. HAUPTTETX. 
triebenen den Hugenotten gleichzustellen. Nur eine ge 
ringe Zahl der seit November 1918 nach Deutschland ein 
gewanderten Elsaß-Lothringer hat aus inneren Gründen 
das Reichsland freiwillig verlassen, so daß auch in der 
erzwungenen Auswanderung eine Gleichheit mit den Huge 
notten besteht. Die trostlose Lage Deutschlands hält viele 
Deutsche in Elsaß-Lothringen zurück, sowie zum Teil 
auch der Wunsch, der Romanisierungspolitik Frankreichs 
ein Hindernis zu bilden. Auch bei den Elsaß-Lothringern, 
die mittels Schikanen wirtschaftlicher Natur aus dem 
Reichsland vertrieben werden, kann man nicht von einer 
Auswanderung aus wirtschaftlichen Gründen sprechen. Das 
treibende Moment ist ein politisches. Durch Maßnahmen, 
wie Sperrung der Banknoten, Nichtauszahlung der Gehälter, 
Verbot der Weiterführung eines Geschäftes, Bedrohung 
mit Gefängnis und Verhetzung der Masse gegen die Deut 
schen, haben es die Franzosen verstanden, wie bereits zu 
Anfang betont wurde, die „freiwillige“ Auswanderung zu 
fördern. Immerhin muß auf den Unterschied zwischen 
diesen „freiwillig“ nach Deutschland Ausgewanderten und 
den buchstäblich Ausgewiesenen hingewiesen werden. Die 
letzteren hatten keinerlei Zeit, sich nach einem neuen 
Unterkommen in Deutschland umzusehen, noch ihre Habe 
im Reichsland wenigstens teilweise in Sicherheit zu brin 
gen, während dies den ersteren wenigstens teilweise ge 
lungen ist. Auch kam es bei den „freiwillig“ Auswan 
dernden hin und wieder vor, daß ihnen erlaubt wurde, ihr 
Hab und Gut mitzunehmen. 
Die Zahl der buchstäblich Ausgewiesenen ist recht 
bedeutend. Von den an den Übernahmestellen am Rhein 
von Beginn des Jahres 1919 bis 1. Oktober 1920 statistisch 
festgestellten nach Deutschland eingewanderten 95415 El 
saß-Lothringern sind 14435 ausgewiesen worden. Da in 
der allerersten Zeit der Ausweisung eine statistische Er 
fassung nicht durchgeführt werden konnte, andererseits 
gerade in den ersten Monaten der französischen Besetzung 
die meisten Ausweisungen erfolgten, kann man annehmen, 
daß von den schätzungsweisee nicht gezählten 15000 ein-
	        
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