die Zelte aufgeschlagen waren, fuhren Baur und ich mit
unserm Boot, das ich bereits von Gondar her mitgeschleppt
hatte, aufs Wasser hinaus. Es war vor Jahren nach Athio—
pien gekommen, hatte aber lange herumgelegen und war für
Baurs und meinen Gebrauch auf dem italienischen Kon—
sulat wieder zurechtgeflickt worden. Wir bestiegen es mit
bösen Vorahnungen, die indessen durch keinerlei Mißgeschick
bestätigt wurden. Der alte Klapperkasten erwies sich noch
als seetüchtig, doch benutzte ich mein Angelzeug nicht, damit
nicht etwa ein großer Fisch uns zum Umkippen brachte. Wir
beobachteten die Woitos, die ins Wasser wateten und Fische
mit dem Dreizack speerten. Andere fuhren mit Tanquas
(Flöße aus Papyrusschilf) und breiteten Netze aus, die
aus Pflanzenfasern angefertigt waren. Sie stießen ihre
Fahrzeuge mit Bambusstäben vorwärts und siegten in einem
mit Baur veranstalteten Wettrennen, der Ruder benutzte.
Wir schossen wilde Gänse und Enten und bemerkten im
Busch des Hinterlandes Spuren von Leoparden und Nil-
pferden. Eines Morgens brachen wir auf, um Büffel zu
jagen, die reichlich vorhanden sein sollten. Aber wir brach—
ten keine andere Jagdbeute als ein Wildschwein nach Hause.
Eine Schar von Eingeborenen folgte über die Abhänge dem
in einem Dickicht liegenden angeschossenen Tier. Ihre Gier
nach Fleisch war eine neue Bestätigung, daß sie sich um das
mohammedanische Verbot nicht kümmerten.
Auf diesem Jagdausflug führte uns ein alter Woito. Er
war ein schweigsamer Mann und begleitete uns mit offen—
barem Widerwillen. Ich fragte ihn nach seinem Namen, er
sagte Baschai, was ungefähr soviel bedeutet wie Jagdmeister.
Als er sah, daß wir den See sehr bewunderten, wurde er
weniger scheu und unterhielt sich mit Baur. In seinen Ge—
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