IV
Vorwort.
denselben moralisch zu diskreditiren. Ich parirte aber diesen
Angriff auf meine persönliche Ehre mit der unmittelbaren Er-
Nönrng, daß ich bereit sei, die Wahrheit meines Schriftchens
Zeile für Zeile ans den Schriften der deutschen Social-Demokratie
zu beweisen. Die wenige Tage später Seitens des Vertrauens,
manns der Lassalleaner, I. Hafner, an mich gerichtete briefliche
Anfrage, ob ich bereit sei, mein Schriftchen in öffentlicher Per-
sammlung zu vertreten, wurde von mir bejaht, unter der eigentlich
selbstverständlichen Bedingung, daß mir zu meiner Bertheidigung
unbeschränkte Redefreiheit gewährt werde. Am 22. Dezember
v. I. sollten die Verhandlungen im Parteilokal der Lassalleancr
stattfinden. Im Widerspruch mit der vorausgegangenen brieflichen
Vereinbarung sollte aber nun die von mir geforderte unbeschränkte
Redefreiheit auf eine einstündige Redezeit für mich beschränkt
werden, und selbst, als ich erklärte, in diesem Fall den Saal
verlassen zu müssen, beharrteu meine Gegner bei ihrer Weigerung,
mich unbeschränkt reden zu lassen. Mein Weggang machte der
einstündigen fruchtlosen Geschäftsordnungsdedatte ein Ende. Zu
einer Diskussion meines Schriftchens kam es in meiner Anwesen
heit nicht. Dieser Vorgang ist für unsere Social-Demokraten,
welche mit dem gewiß nicht knapp zugeschnittenen Maß der thuen
gewährten Rede- und Preßfreiheit immer noch nicht zufrieden,
einem herausgeforderten Gegner nicht einmal das Recht unver-
kürzter Vertheidigung in freier Rede einräumen wollen, höchst
charakteristisch. Er bestätigt die alte Erfahrung, daß Diejenigen,
welche die Freiheit mit den größesten Buchstaben auf ihre Fahne
schreiben, und in der schrankenlosesten Form für sich in Anspruch
nehmen, in der Gewährung der Freiheit für Andere sehr sparsam
sind. Die zur Schau getragene Freiheitsmaske bedeckt nicht
selten das häßliche Gesicht eines Despoten.
Die Ursache des eigenthümlichen Verhaltens meiner Gegner
ist nicht weit zu suchen. Meine Beweismittel waren zur Stelle.