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Endziel heute schon wirksamer Tendenzen: die ganze Ent
wickelung der capitalistischen Production im Sinne der
Socialisierung der Arbeit fördert und bedingt die Sociali-
sierung des Eigentums.
Von diesem Standpuncte der Entwickelung der Pro
duction wollen wir in erster Linie bei unserer Abhandlung
ausgehen.*)
Es würde in der That wenig genug bedeuten, dass
unsere Grundsätze der Verteilung gerechter wären, als die
heutigen, wenn ihre Anwendung eine Stockung oder gar
einen Stillstand in der Entwickelung der Productionsfor-
men mit sich brächten.
Die Grundthatsache, die sich aus der ganzen ökono
mischen Geschichte der Welt ergiebt, ist diese: niemals
verschwindet ein Productionssystem — welche Ungerech
tigkeiten es auch immer mit sich bringe, welche Wider
sprüche es hervorrufe, welche Revolten es errege — es
sei denn, dass es einem besseren Productionssystem erliege,
besser nicht nur vom Standpuncte der abstracten Gerech
tigkeit, sondern auch und ganz besonders vom Standpuncte
der socialen Productivität.
Die Sclaverei und die Hörigkeit, die seit Jahrhun
derten von den Moralisten verdammt worden waren, ver
schwanden in den Ländern der christlichen Civilisation
erst dann, als die Bedürfnisse der Production die for
melle Befreiung der Arbeit erheischten.
So würden auch alle gefühlvollen Betrachtungen, die
man zu gunsten des Socialismus anstellen kann, die that-
sächliche Befreiung der Arbeit nicht bewirken können,
*) Selbstverständlich müssen wir, wenn wir diesen Stand-
punct wählen, auch den erheblichen und unverkennbaren Ein
fluss beachten, den die Fortschritte auf dem Gebiete der Ver
teilung ihrerseits auf die Productivität der gesellschaftlichen
Arbeit ausüben. Vergl. W. Sombart: Ideale der Social
politik (Archiv für sociale Gesetzgebung und Statistik, 1895,
Pag. 45)- Auch Solvay: Le productivisme social (Annales
de l'Institut des sciences sociales, December 1898, pag. 415).