Object: Die Entwickelung zum Socialismus

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Wir behaupten natürlich keineswegs, dass dieses 
Schema, das die ganze Entwickelung des modernen Eigen 
tums in einer notwendigerweise allzu einfachen Formel 
darzustellen sucht — persönliches Eigentum, capitalisti- 
sches Eigentum, sociales Eigentum —, sich streng und 
für alle Fälle zutreffend an die ausserordentliche Ver 
schiedenheit der Phänomene anpasst. 
Wir sind die ersten, die zugestehen, dass die Marxsche 
Lehre von der wachsenden Verelendung des Proletariats 
lediglich eine Tendenz darstellt, die auf gehalten werden 
kann und häufig auf gehalten wird durch Tendenzen, die ihr 
entgegen wirken.*) Was aber festgestellt werden muss, be 
vor wir, mehr ins einzelne gehend, den capitalistischen 
Concentrationsprocess darlegen, das ist der organische 
Charakter der Anschauung, die den collectivistischen 
Theorieen zur Grundlage dient. 
Dass es bei Marx z. B. im Communistischen Manifest 
noch vereinzelte Stellen giebt, wo man die Spur der 
Katastrophenutopieen wiederfindet, die das Manifest 
gerade bekämpfen sollte, mehr oder weniger zahlreiche 
Ueberbleibsel der Gewalttheorie, nach der die Revolution 
tn die modernen Gesellschaften hineinbrechen sollte, wie 
der „Dieb bei der Nacht“, das wollen wir gar nicht be 
streiten;**) aber es bleibt darum doch nicht minder wahr, 
dass die Marxsche Theorie im ganzen diesen Lehren 
diametral entgegengesetzt ist: die Vergesellschaftlichung 
der Productionsmittel und der Austauschmittel zum 
Nutzen der Gesamtheit erscheint in ihr als die letzte Stufe 
der Entwickelung des Capitalismus selbst, als die Consé- 
quenz der vorausgesagten Expropriation der Kleinprodu 
zenten durch die Grossen. 
*) Karl Kautsky: Bernstein und das socialdemo 
kratische Programm (Stuttgart 1899), pag. 114—128. 
**) Vergl. dazu Ed. Bernstein: Die Voraussetzungen 
des Socialismus und die Aufgaben der Socialdemokratie (Stutt 
gart 1899), II. Cap.
	        
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